© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/16 / 03. Juni 2016

Leserbriefe

Zu: „Das paßt hier nicht zusammen“ von Lukas Steinwandter, JF 22/16

Niemand kennt den Inhalt

Die Ahmadiyya-Gemeinde habe ich selbst erlebt: Völlig fremd in Henstedt-Ulzburg, plakatierte sie im großen Stil zu einer Veranstaltung im Bürgerhaus. Auf dem Podium auch ein sehr gutwilliger Herr von der CDU. Das Publikum umstellt von Männern mit Barett (das erinnerte daran, wie die SA die Reichstagsabgeordneten bei der Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz umstellt hatte), die die sitzenden Gäste ungebeten fotografierten. In unverfrorenem Kontrast dazu Transparente wie „Islam ist Frieden“ an der Wand. Ohne Ankündigung folgte eine sehr lange Rezitation einer Sure auf arabisch. Niemand wußte den Inhalt. Publikum und CDU-Mann waren zu wohlerzogen und zu überrumpelt, um einzuschreiten. Allerdings erhoben sich in der Diskussion unabgesprochen mehrere scharfe Gegenstimmen. Eine ältere Dame sagte: „Ich habe die Diktatur unter Hitler erlebt, ich habe die Diktatur unter den Kommunisten erlebt, ich will keine dritte Diktatur erleben!“ Von der Ahmadiyya hörte man hier nichts mehr. Sie versuchte es dann in Nachbarorten.

Christian Staden, Henstadt-Ulzburg






Zu: „Sinkende Zahlen, steigende Kosten“ von Christian Schreiber, JF 21/16

Vorwarnung aus dem Jahr 2002

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund beklagte jüngst den deutlichen Anstieg der Kosten für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge, deren offizielle Zahl sich auf 65.000 beläuft. Demnach kosteten diese pro Jahr etwa 2,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig wird in der Presse berichtet, daß in Sachsen-Anhalt wegen fehlenden Geldes sich junge deutsche Paare nur ein Kind leisten können. 

Dabei erinnere ich mich an meinen Beschwerdebrief vom 4. Januar 2002 mit der Frage: „Haben Ausländer nicht selbst ihre Integration, Willen und Mühen dafür nachzuweisen, wenn sie hier leben wollen? Verschenken Funktionäre für Fremde Steuergelder, werfen Millionen zum Fenster raus für Nichtintegrierbare und Integrationsunwillige?“ Darauf antwortete am 23. Januar 2002 Michael Glos (CSU): „Die Frage der Integration und vor allem der Kosten der Integration der bereits hier lebenden Ausländer beantwortet die Regierung nicht. Gleichzeitig will sie aber noch mehr Ausländer nach Deutschland holen, ohne Zahlen und Kosten zu benennen.“

Claus Bochröder, Leipzig






Zu: „Gute Lehren für Out-of-area-Einsätze“ von Günter Roth, JF 21/16

Den toten Bundeswehrsoldaten

Dieser Beitrag zeugt von großer Sachkenntnis, erfüllt den Leser mit Wehmut, sobald der Afghanistaneinsatz der Bundeswehr ins Visier genommen wird, da hier mit wenigen Sätzen leider Zutreffendes gesagt wird. Mutig sind auch die Aussagen, die die beiden Bundespräsidenten zu der Thematik getroffen haben. Vielleicht erreicht dieser Artikel auch einen verantwortlichen Führer der Bundeswehr. Die zahlreichen Toten unserer Bundeswehr hätten es verdient.

Manfred Burkart, Kempten




Märkisches Maisfeld, nicht Kreta

Das hier abgebildete Foto der Agentur „Picture Alliance / AKG-Images“, welches angeblich die „Landung deutscher Fallschirmjäger auf Kreta (Unternehmen ‘Merkur’) am 20. Mai 1941“ zeigt, erfreut sich großer „Beliebtheit“, ist aber mitnichten ein Dokument dieses militärhistorischen Datums. 

Tatsächlich stammt dieses Fotomotiv, das in verschiedenen Publikationen verschiedene Schauplätze illustriert – beglaubigt allein durch die jeweilige Bildunterschrift –, aus dem E.-K.-Beltzig-Film der Terra (im Ufa-Auftrag) mit dem Titel „Fallschirmjäger“, gedreht 1938. Ein Werbe- und Propagandafilm, der die junge deutsche Fallschirmtruppe der Öffentlichkeit vorstellen sollte. Auch in dem Buch „Soldaten fallen vom Himmel“ von E.K. Beltzig beziehungsweise von W. Gericke (Schützen-Verlag GmbH, Berlin 1940) sind Dutzende Bilder aus diesem Film zu sehen, auch das hier abgebildete. Dieses zeigt keine unter Feindeinwirkung soeben gelandete Fallschirmjäger auf der heißten Insel Kreta, sondern vor laufender Ufa-Kamera eine Übung auf einem abgeernteten märkisches Maisfeld. Einer der „Schauspieler“ dieses Werbefilms war mein Vater.

Hartmut Göllnitz, Parchim






Zum Schwerpunktthema: „Vor einer Zeitenwende“, JF 20/16

DDR-ähnliche Staatsquoten

Ich kann nicht nachvollziehen, wo Herr Weißmann in Anbetracht DDR-ähnlicher Staatsquoten ein Zurückdrängen des Staates sieht. Was versteht er unter „weniger Staat“ angesichts immer weitreichenderen staatlichen Eingriffen und den höchsten Steuer- und Abgabensätzen der Welt? Ist es nicht diese perverse Ausuferung, die die Familie zerstört? 

Wenn Politiker vorgaukeln, der Staat könne dies übernehmen, dann braucht man keine Familie mehr, der Staat wird zum Familienersatz. Die Zerstörung der Familie ist der gemeinsame Nenner aller sozialistischen Varianten. Mit „wenig Staat“ hat das wahrlich nichts zu tun. Wer über dieses Thema spricht und immer wieder den Begriff Liberalismus verwendet, der sollte diesen auch klar definieren. Denn da gibt es abweichende bis gegensätzliche Vorstellungen. Liberals in den USA entsprechen den Sozialdemokraten. Die FDP wird von klassisch Liberalen als „die Gelbsozen“ verspottet. Im Zusammenhang mit der Familie sei darauf hingewiesen, daß gerade klassisch Liberale wie Hayek, Mises oder auch Roland Baader die Familie als Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft betrachten. Roland Baader: „Für die Wegstrecke vom hilflosen Säugling zum Homo sapiens gibt es nur einen tragfähigen Boden: die Familie.“

Jörg Schummel, Ruthweiler






Zu: „Gesinnung ist wichtiger als Geist“ von Gernot Facius & „Alle Gewalt in einer Hand“ von Konrad Adam, JF 20/16

Vollkommen demokratisch

Als gläubiger katholischer Christ muß ich leider feststellen, daß die meisten unserer obersten Kirchenfürsten in Deutschland beider Konfessionen bis heute nicht begriffen haben, daß die AfD eine vollkommen demokratische und in vielen Punkten sogar christliche Partei ist. Eine Partei, die nicht gegen die Flüchtlinge ist, sondern gegen die Flüchtlingspolitik unserer Kanzlerin. 

Dabei übersehen diese Hirten, daß nicht sie bestimmen, was und wer christlich ist, sondern einzig und allein Jesus Christus und sein Wort, das er uns gegeben hat. Und sie vergessen leider auch oft, daß dieses Wort uns nicht nur zur Nächstenliebe aufruft, sondern auch zum Glauben an ihn und zur Mission. Außerdem warnt es vor sämtlichen falschen Propheten, die nach dem Gekreuzigten auftreten. 

In der Kirche vermisse ich, mit rühmlicher Ausnahme von Bischof Laun und Papst Benedikt, heute führende Männer wie den emeritierten Kardinal Meisner oder den verstorbenen Erzbischof Dyba und märtyrerhafte Bekenner wie Dietrich Bonhoeffer. Männer also, die aus dem Glauben heraus dem Zeitgeist mutig widersprachen und so „dem Rad in die Speichen fallen“ (Bonhoeffer). 

Als Kind und Jugendlicher wuchs ich im Erzbistum Fulda auf. Und wenn der Pfarrer damals einen Hirtenbrief von Erzbischof Dyba vorlas, dann war uns allen immer so, als würde Feuer vom Himmel und tatsächlich der Heilige Geist durch die Kirchenräume strömen. So geistvoll und aufrüttelnd. Heute aber muß ich aufpassen, nicht einzuschlafen, wenn zumindest hier in Berlin ein Hirtenbrief verlesen wird.

Martin Saumer, Berlin






Zu: „Stasi-Akten ins Bundesarchiv überführen?“, JF 20/16

Informelle Fremdbestimmung

Das Stasi-Unterlagen-Gesetz ermöglicht einem Betroffenen, durch Akteneinsicht sein Recht auf informelle Selbstbestimmung zu verwirklichen. Meines Erachtens ist es nicht damit getan, den Betroffenen nur die entwendeten oder beschlagnahmten Originale von Briefen, Tagebüchern und schriftlichen Ausarbeitungen zurückzugeben, aber nicht Kopien, die das MfS widerrechtlich davon gemacht hat. Das MfS hat sich mit Wohnungseinbrüchen, Lauschangriffen und Verletzung des Postgeheimnisses das Verfügungsrecht über das Opferwissen  erworben, um es zum eignen Nutzen zu verwenden. Nun verfügt die Bundesbehörde nach Gutdünken zum Nutzen der historischen Aufarbeitung darüber. Dieser Zweck heiligt meines Erachtens nachträglich die Mittel, die das MfS angewendet hat, und das ist für die Betroffenen nicht hinnehmbar. Die Verletzung des Persönlichkeitsrechtes am nicht öffentlich gesprochenen oder geschriebenen Worte ist nicht geheilt, wenn Kopien in den Akten bleiben. 

Bevor man daran denkt, die BStU aufzulösen, sollte den Betroffenen das Recht eingeräumt werden zu bestimmen, ob ihr Sexualleben, ihre familiären Konflikte, ihre Lebensgewohnheiten, verjährte Straftaten, ihre psychischen Probleme Gegenstand der historischen  Aufarbeitung des Besatzungsrechtsstaates dienlich gemacht werden dürfen oder nicht.

Klaus Schwalm, Berlin






Zu: „Lauter Mythen“ von Stefan Scheil, JF 19/16

Aufzeichnungen von Melaouhi

Ich habe den Bericht des letzten Pflegers von Rudolf Heß über die Ereignisse um seinen Tod ins Englische übersetzt. Wenn Stefan Scheil unter der Überschrift „Lauter Mythen“ von einem „umstrittenen Tod“ schreibt, so ist meines Erachtens zumindest auf die Aufzeichnungen des tunesischen Pflegers von Heß, Abdallah Melaouhi, hinzuweisen, die unter dem Titel „Ich sah seinen Mördern in den Augen! Die letzten Jahre und der Tod von Rudolf Heß“ (Edition Märkische Rauthe, 2008) erschienen und in Bayern notariell beurkundet worden sind. Da er unbestechlich war und einen Anschlag auf ihn überlebte, wurde Melaouhi, Gründer des Deutsch-Tunesischen Kulturvereins in Berlin, mit der Faschismuskeule ausgegrenzt und geächtet, als gelte es ungewollt das berüchtigte Ador­no-Wort zu bestätigen, dem zufolge es kein richtiges Leben im falschen gebe.

Peter Jaensch, Dresden






Zu: „Almosen für Reiche“ von Jörg Fischer, JF 19/16

Unsoziales Bonzenspielzeug

Seit dem 18. Mai ist es wirklich soweit: Mit einem Griff in die sozialistische Mottenkiste soll ein Fahrzeug, das keiner will, der noch wirtschaftlich und rational denkt, mit 4.000 Euro gefördert werden. Das kennt die Kanzlerin ja noch aus FDJ-Zeiten. Wie lange wird der erste Fünfjahresplan wohl noch auf sich warten lassen? Ein Teil der Förderung in Höhe von 2.000 Euro geht wieder mal auf Steuerzahlerkosten. Die andere Hälfte geht zu Lasten der jeweiligen Hersteller. Aber auch diese Firmen sind keine Wohltätigkeitsorganisationen. Der Kaufzuschuß wird auf den Kaufpreis umgelegt, das ist ein betriebswirtschaftlicher Zwang. 

Das Auto wird bevorzugt für Kurzstrecken, Stadt und nähere Umgebung, genutzt. Es ist für Menschen, die mit dem Auto auch in Urlaub fahren wollen, denkbar ungeeignet. Auch wird die Reichweite im Winter durch die Heckscheiben- und Innenraumheizung und im Sommer durch die Erwärmung des Akkus und die Klimaanlage begrenzt. 

Allen CO²-Vermeidern sei von einem Elektromeister gesagt: Fährt das Auto mit einem Akku, so kommt der Strom vor allem aus Kohle- und Kernkraftwerken. Ist das umweltfreundlicher als der Sprit aus der Raffinerie? Zudem werden die Akku-Zellen in Fernost produziert und in Europa zu Akkus zusammengesetzt. Dann kann der jeweilige Vertreiber behaupten, die Akkus seien selbst gefertigt, obwohl diese Wertschöpfung gar nicht bei uns erfolgt ist. 

Jetzt haben sogar die Städte Tübingen, Rottenburg und Horb nachgerechnet und die Projekte mit den völlig unwirtschaftlichen E-Autos zum großen Teil eingestampft. Offensichtlich wird auch da, trotz grüner Brille, gelegentlich mal wirtschaftlich gedacht. Ein Auto mit einem Kaufpreis ab 30.000 mit einem Zuschuß vom Steuerzahler und erlassener Kfz-Steuer zu fördern, ist weniger sozial als vielmehr unsozial. Nicht jeder Normalverdiener kann sich so ein Bonzenspielzeug leisten.

Martin Raible, Horb-Nordstetten






Zu: „Gegen die Kameraden von morgen“ von Matthias Bäkermann, JF 19/16 & den Leserbriefen hierzu in JF 20/16 & 22/16

In Kissingen und Hammelburg

Es ist begrüßenswert, daß Sie neben diesem Beitrag auch die folgenden Leserbriefe veröffentlicht haben! Allerdings irren sich bislang alle drei Verfasser hinsichtlich des Punktes, daß dies „die letzte große Schlacht“ gewesen sei, in der „Deutsche auf Deutsche geschossen haben“. 

Eine Woche nach der entscheidenden Schlacht von Königgrätz, am 3. Juli 1866, fand nämlich noch eine weitere blutige Auseinandersetzung unter deutschen Konrahenten statt, und diese war dann tatsächlich die letzte dieser Art. Es war die Schlacht von Kissingen und Hammelburg, wo preußische Truppen mit mehreren Regimentern, verstärkt durch ein Jägerbataillon aus Lippe-Detmold, gegen bayerische Truppen kämpften. Es gab Hunderte von Verwundeten; zwar mag die Opferzahl von insgesamt über 250 Toten etwas geringer gewesen sein als die von Langensalza (geschweige derjenigen von Königgrätz), indessen fielen dabei unter anderem auch ein bayerischer General und der Kommandeur der lippischen Jäger, ein Major. Bayern war wie Hannover ein Bundesstaat des Deutschen Bundes, gegen den Preußen damals Krieg führte. – Aber vielleicht gibt es in Berlin ja Leute, die Bayern nicht zu Deutschland zählen? Jedenfalls gibt das von der Stadt Kissingen herausgebene Buch mit dem Titel „Theodor Fontane, Bad Kissingen und der deutsche Krieg von 1866“ durch die Wiedergabe von Zeitzeugen-Berichten eingehend Auskunft über den Verlauf und die Opfer dieser Kämpfe.

Arnulf Tobiasch, Fürth