© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/16 / 10. Juni 2016

Meldungen

Flexible Einwanderer in Europas Gewässern

KOBLENZ. Vor über 50 Jahren zu kommerziellen Zwecken dort ausgesetzt, vernichtete der Nilbarsch das Gros der 400 endemischen Arten im ostafrikanischen Viktoriasee. Der Dokumentarfilm „Darwins Alptraum“ (2005) schildert die Entwicklung. Inzwischen häufen sich stinkende Algenblüten und das Massensterben von Fischen. Ein „ökologisches Desaster“, das Carola Winkelmann (Uni Koblenz-Landau) als extremes Beispiel für die negativen Folgen der Einwanderung aquatischer Organismen gilt. Um deren Risiken in europäischen Flüssen abschätzen zu können, erforscht die Biologin den Großen Höckerflohkrebs („killing shrimp“). Erste Resultate ihrer Experimente mit dem „gebietsfremden Allesfresser“ in Rhein und Elbe weisen bisher keine Beeinträchtigung heimischer Arten auf. Das bedeute aber nicht, daß der „flexible Einwanderer prinzipiell unproblematisch für unsere Gewässer ist“ (Forschung, 1/16). (dm)

 www.darwinsnightmare.com





Schiedsgerichte fördern die Naturzerstörung

HAMBURG. 2006 erzwangen El Salvadors Umweltschützer im Bündnis mit Bevölkerung und Regierung die Kündigung einer Konzession für den australischen Minenbetreiber Oceanagold, weil dessen Abbaumethoden Flüsse und Grundwasser verseuchten. 2011 untersagte der oberste Gerichtshof von Costa Rica der kanadischen Infinito Gold den Abbau im Regenwald von Crucitas. Beide Unternehmen klagten vor dem bei der Weltbank angesiedelten privaten Schiedsgericht ICSID – Oceana will 301 Millionen, Infinito 94 Millionen Schadensersatz. Da hierfür die nationalen Steuerzahler haften, sind Bolivien, Ecuador, Venezuela, Indonesien, Südafrika und Indien bereits aus den jeweiligen Investitionsschutzabkommen ausgestiegen. Rußland und Argentinien weigern sich, die Geldstrafen zu bezahlen (Regenwald-Report, 2/16). (ck)

 www.regenwald.org





Bologna: Ingenieure mit massiven Praxisdefiziten

BONN. Nach einer Studie des Maschinenbauverbandes VDMA und des Ingenieurvereins VDI ist nach 15 Jahren „Bologna-Reform“ und der fast völligen Abschaffung der Diplomingenieurstudiengänge die Transparenz der Abschlüsse in den Ingenieurswissenschaften verlorengegangen. Ein Viertel der Studenten wisse daher nicht, ob sie die Berufsbezeichnung Ingenieur tragen dürfen. Die Marke „German Engineering“ müsse wieder Profil gewinnen. Verbesserungsbedürftig sei auch die Berufsvorbereitung in den Bachelor- und Masterstudiengängen, die bei 40 Prozent der angehenden Ingenieure von der Industrie „stark bis sehr stark“ vermißt werde (Forschung & Lehre 5/16). (dg)

 www.forschung-und-lehre.de





Erkenntnis

„Weidemilch ist deutlich teurer als die normale Milch. Aber der Begriff ist rechtlich nicht geschützt. Jeder Anbieter definiert selber die Kriterien dafür, wie lange die Kühe draußen stehen müssen und welches Futter sie bekommen dürfen.“

Britta Schautz, Referentin für Lebensmittelsicherheit bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen