© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/16 / 17. Juni 2016

Massaker von Orlando
Schwul oder bunt
Nicolaus Fest

Was lehrt das Massaker von Orlando? Zunächst einmal mehr die Abwegigkeit des öffentlichen Diskurses. SPD-Vize Ralf Stegner sah Präsidentschaftskandidat Trump in der Verantwortung für die Morde, die Welt die angebliche Benachteiligung eines „radikalen Verlierers“. Noch verstiegener war nur die Süddeutsche, die allen Ernstes den Gewaltexzeß in Florida zum deutschen Alltag erklärte. „Daß in Deutschland homosexuelle Paare keine Kinder adoptieren können, ist alltäglich erlebte Homophobie.“ Parlamentarier auf einer Ebene mit dem Schützen von Orlando. Darauf muß man kommen. 

Zweitens: Auch dieses Morden hat nichts mit dem Islam zu tun. In sieben muslimischen Ländern steht auf Homosexualität die Todesstrafe, ihre Sozialen Medien waren nach dem Anschlag voll Jubel. „50 Perverse in Bar getötet“, titelte eine türkische Zeitung. Dennoch tun deutsche Medien und Politik, als habe Schwulenmord im Namen Allahs keinerlei religiöse Fundierung. Und drittens wird klar: Die Regenbogenflagge, Wahrzeichen der Schwulenbewegung, wird gerade von den Parteien eingeholt. Lieber schweigen sie über die Morde, als Muslime zu kritisieren. Deutschland mag bunter werden; aber nicht für Homosexuelle. 






Dr. Nicolaus Fest ist Journalist und Jurist. Er war bis September 2014 stellvertretender Chefredakteur der Bild am Sonntag.