© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/16 / 24. Juni 2016

VW will mit Konzernstrategie 2025 „Dieselthematik“ überwinden
Politisch hyperkorrekt
Jörg Fischer

Seit einem Jahr kennt die VW-Aktie nur einen Trend: bergab. Anfangs ließen sich die Kursverluste mit Verweis auf den Dax erklären, der von seinem Spekulationshoch abstürzte. Doch dann folgte der „schwarze Freitag“: Die US-Umweltbehörde EPA teilte am 18. September 2015 mit, daß VW beim Dieselabgas mogelt. Für Strafzahlungen und Rückrufe wurden 16 Milliarden Euro bilanziell zurückgestellt, die Dividende fällt von 4,86 Euro auf 17 Cent.

Nun soll aber alles besser werden: „Voraussetzung dafür ist, daß wir – nach dem schweren Schlag durch die Dieselthematik – aus den gemachten Fehlern lernen“, erklärte Vorstands­chef Matthias Müller. Mit dem Programm „Together – Strategie 2025“ werde der VW-Konzern „fokussierter, effizienter, innovativer, kundennäher, nachhaltiger – und konsequent auf profitables Wachstum ausgerichtet“. Das hyperkorrekte Marketing-Geschwurbel mag verzeihlich sein, ob damit „dauerhaft Wert“ für alle „Stakeholder“ geschaffen wird, ist allerdings so fraglich wie der erste Cent, den der Kapitalvernichter Tesla mit seinen E-Autos verdient. Von Hollywoodstars oder norwegischen Besserverdienern allein kann VW nicht leben. Die meisten Käufer wollen weltweit alltagstaugliche Benziner, in Deutschland oder Frankreich wegen des Steuervorteils auch Diesel.

Doch mit Steuermilliarden und staatlichem Zwang zur „Klimarettung“ könnten zumindest die Wolfsburger E-Pläne teilweise aufgehen. Warum? Von VW sollen „in den kommenden zehn Jahren mehr als 30 rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) auf den Markt gebracht werden“, verspricht Müller. Daß der BEV-Anteil dann weltweit „bereits bei rund einem Viertel liegen“ soll, setzt aber voraus, daß nicht nur in Deutschland chinesische Verhältnisse herrschen: Im Reich der Mitte wurden 2015 offiziell 331.000 voll- und teilelektrifizierte Autos zugelassen – 14mal so viele wie hierzulande. Das E- und Hybrid-Eldorado lebt aber von Subventionen (über 8.000 Euro pro Auto oder 80.000 Euro pro Bus) und knallharten Restriktionen – in Großstädten erhalten konventionelle Fahrzeuge oft keine Zulassung.

Ähnlich Brachiales droht auch Deutschland: Künftig sollten alle Autos mit E-Motoren und Öko-Strom betrieben werden, fordert – einen Tag nach Verkündung der VW-2025-Vision – das Umweltbundesamt (UBA). „Für Null-Emissionen brauchen wir eine völlige Abkehr von fossilen Kraftstoffen“, erklärte UBA-Chefin Maria Krautzberger (SPD) bei der Präsentation der Studie „Klimaschutzbeitrag des Verkehrs bis 2050“.

Derzeit liegt der BEV-Anteil in Deutschland bei unter 0,06 Prozent. Da Schäubles E-Autoprämie den Bestand von 26.000 kaum erhöhen wird, dürfte nach der Bundestagswahl 2017 Drastischeres drohen: Citymaut, Fahrverbote, Strafsteuern oder blaue Plaketten für Umweltzonen sind nur einige Beispiele aus dem schwarz-rot-grünen und dem EU-Folterkoffer.