© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/16 / 24. Juni 2016

Frisch gepresst

Unterwasser-Archäologie. Der Übermacht der alliierten Invasions-Armada konnte die Kriegsmarine im Sommer 1944 nichts mehr entgegensetzen. Fast nichts, denn mit Hilfe von Sprengbooten sowie Kleinst-U-Booten gelangen ihr noch wenige Versenkungserfolge. Erprobt wurden die Kleinkampfmittel in der westlichen Ostsee, wo um 1980 auch die Suche nach den Überbleibseln dieser deutschen „Kamikaze“-Waffe begann. Der Tauchgang zu einem in der Lübecker Bucht liegenden Kleinst-U-Boot vom Typ „Seehund“ ist denn auch das gruseligste Kapitel in Reinhard Ösers unter Wasser erteilten, kenntnisreichen Lektionen vorwiegend zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Den umfangreichsten, in die Pionierzeit interkontinentaler Fliegerei führenden Report widmet die Aufsatzsammlung des einstigen Kampfschwimmers der DDR-Volksmarine jedoch dem Wrack der „Westfalen“, dem Katapultschiff der Lufthansa, das im September 1944 mit norwegischen Geiseln an Bord vor Schwedens Westküste in ein Minenfeld geriet und sank. (dg)

Reinhard Öser: Auf dem Grund des Meeres. Unterwasser-Archäologen in der Ostsee unterwegs. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2016, 207 Seiten, Abbildungen, 14,99 Euro





Ein Schuß Piketty. Der Stillstand, den der Grünen-Politiker und ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (61) beklagt, ist jener der Großen Koalition. Er mischt diese Analyse mit vorsichtiger Wählerbeschimpfung, wenn er etwa anmerkt, es würden sich regelmäßig Mehrheiten über die Gier an den Finanzmärkten beschweren, aber: „Politische Angebote, die daran wirklich etwas ändern wollen, die werden nur von einer Minderheit gewählt.“ Dieser Unwille zur Wahl linker Parteien bedroht die grünen Herrschaftspläne, die dem früheren Spitzenmann seiner Partei vorschweben. Trittin faßt seine Vorstellungen in einem Satz zusammen: „Klimawandel und Ungleichheit sind die beiden großen Herausforderungen unserer Zeit.“ Er dreht das ganz große Rad: „Die sichtbare Hand der Politik muß dem globalen Markt bessere Regeln geben.“ Der Tenor lautet unausgesprochen: Wir brauchen eine grüne Weltregierung. Argumente dafür liefert der französische neomarxistische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty, den Trittin mehrfach zitiert. (rg)

Jürgen Trittin: Stillstand made in Germany. Ein anderes Land ist möglich! Goldmann Verlag,  München 2016, broschiert, 255 Seiten, 9,99 Euro