© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/16 / 01. Juli 2016

DVD: The Survivalist
Archaische Grundzüge
Claus-M. Wolfschlag

Seit Jahren werden sogenannte Survival-Reisen angeboten. Man verbringt einige Tage in der Wildnis, lernt Feuer selbst zu entfachen, schießt mit dem Bogen, baut Seilbrücken und Notlager. Der Erfolg der Szene speist sich aus alten Motiven der Lagerfeuerromantik, der Naturnähe und der Pause von der urbanen Alltagswelt, aber auch aus aktuellen Sorgen: Wie bin ich vorbereitet, wenn es mit der westlichen Wohlstandswelt und deren Supermärkten zu Ende geht? Wie reagiere ich auf Stromausfall, Währungskrise oder gar bürgerkriegsartige Zustände? 

Stephen Fingleton hat ein solches Szenario in seinem Science-fiction-Film dargestellt. Auf dem diesjährigen Fantasy-Filmfest wurde erläutert, daß der nordirische Regisseur sich seit langem für

Postapokalypse interessiere und viele Drehbücher eingereicht habe. Die Realisierung sei immer an den enormen Kosten gescheitert. So entschied er sich dafür, „The Survivalist“ (2015) unter weitgehender Ausblendung der Endzeit-Optik zu drehen, statt dessen den Fokus darauf zu legen, wie die Rückkehr zur Natur den Menschen verändert.

Das wird rasch an dem namenlosen Protagonisten deutlich, der seit Jahren als Trapper in einer einsamen Waldhütte lebt. In steter Anspannung vor der Gefahr, die ihm von plündernden Banden droht, beäugt er das Terrain. Als eines Tages die hungrige Kathryn mit ihrer Tochter Milja vor der Tür steht, beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel.

In dieser räumlich begrenzten Welt werden archaische Grundzüge des Menschen reaktiviert. Frauen geben sich dem Beschützer und Ernährer hin, die Alten gehen in den Tod, neues Leben sprießt, der Stärkste überlebt. Am Ende erweist sich eine gemeinschaftliche Ordnung doch als effektiver als das Einsiedlerdasein.

„The Survivalist“ erinnert ein wenig an Cormac McCarthys „Die Straße“, allerdings mit intakter Natur. Die Geschichte hätte statt im postapokalyptischen Rahmen beispielsweise auch als Western funktioniert. Fingleton verzichtet auf lange Erklärungen, zeigt statt dessen im Vorspann eine beeindruckende Grafik. Zwei aufsteigende Kurven symbolisieren Ölförderung und globales Bevölkerungswachstum. Nach dem Absinken der Ölkurve fällt mit Verzögerung auch die Bevölkerungskurve rapide.

DVD/Blu-ray: The Survivalist. Neue Pierrot le Fou GmbH, München 2016, Laufzeit etwa 105 Minuten