© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/16 / 01. Juli 2016

Blick in die Medien
Parteiische Kriegsberichterstatter
Tobias Dahlbrügge

Im Februar einigten sich die Kriegsparteien in Syrien darauf, die Kämpfe innerhalb einer Woche deutlich zu reduzieren. Reduzieren heißt nicht einstellen. Sowohl die USA als auch Rußland und Assads Truppen hielten sich daran und führten die Kämpfe vermindert fort.

Bild.de machte daraus: „Putin und Assad bomben weiter!“ Der Deutsche Presserat rügte Bild-Online darauf nun wegen „einseitiger Berichterstattung“. Die Kritik: Bild-Online habe verschwiegen, daß die USA ebenfalls weitere Bombardements durchführten. Zudem habe ein „normal befähigter Leser“ dem Artikel entnehmen müssen, es sei eine sofortige „Feuerpause“ vereinbart worden, die von Rußland einseitig gebrochen worden sei. Der Presserat sprach eine „Mißbilligung“ aus.

„Der Presserat als Schutzpatron für Putins mörderischen Bombenkrieg in Syrien.“ 

Der Presserat ist ein Selbstkontrollgremium. Jeder kann sich an ihn wenden, wenn Medien gegen die im Pressekodex fixierten Richtlinien journalistischer Ethik verstoßen. Die Mißbilligung ist nach der Rüge der zweitschärfste Tadel, den der Presserat ausspricht.

Diesmal nahm Bild.de-Chef Julian Reichelt das nicht hin und twitterte zurück: „Der Presserat als Schutzpatron für Putins mörderischen Bombenkrieg in Syrien. Schändliche Entscheidung!“ Der Presserat blieb dabei, in dem Bild-Titel einen „Verstoß gegen die journalistische Sorgfaltspflicht“ zu sehen. Reichelt schäumte und legte nach, der Presserat sei ein „Handlanger der Kreml-Propaganda“.

Lutz Tillmanns, Geschäftsführer des Presserats, blieb gelassen und kommentierte: „Was Herr Reichelt da schreibt, geht doch sehr in eine gesinnungspolitische Richtung.“

Das wiederum fand Reichelt – der auch schon Edward Snowden einen „Terror-Enabler“ nannte, der von denen gefeiert werde, „die in London oder Paris Busse in die Luft sprengen wollen“ –  „inhaltlich grotesk und moralisch obszön“. Die Bild-Berichterstattung sei „in Fakten und Interpretation absolut wahrheitsgetreu“ gewesen. 

Die Wahrheit ist im Krieg leider stets das erste Opfer, heißt es.