© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/16 / 08. Juli 2016

Snowdens Enthüllungen haben nichts bewirkt
Rezension: Henning Lindhoff schildert in seinem neuen Buch, wie der Staat das Netz immer stärker überwacht und gängelt
Ronald Gläser

Alles umsonst. Die ganze Aufregung um das abgehörte Kanzlerhandy oder Ausspähprogramme wie XKeyscore hat nichts bewirkt. Im Gegenteil: Der Überwachungsstaat ist trotz der spektakulären Snowden-Enthüllungen vor genau drei Jahren weltweit weiter gewachsen. Mit dieser These eröffnet der libertäre Vielschreiber Henning Lindhoff (JF 9/16) sein neuestes Werk. Lindhoff spekuliert, daß Snowden nie aufgehört hat, für seine Auftraggeber zu arbeiten. Möglicherweise wurde er absichtlich losgeschickt, um der Welt zu demonstrieren, was die US-Geheimdienste, allen voran die NSA, so können. Dafür spricht, daß etliches schon bekannt war, bevor Snowden darüber auspackte.Durch die Enthüllung würden wir Bürger möglicherweise an die Dauerüberwachung gewwöhnt, so Lindhoff: „Per Salamitaktik zum Leben im digitalen Narrenkäfig.“

Leider gibt es keine Alternativen zum westlichen Bigbrother-Staat: Wer glaubt, bei russischen Anbietern (wie etwa V-Kontakte) nicht gefilzt zu werden, der irrt sich. Und das von der US-Regierung finanzierte Tor-Projekt, mit dem E-Mails angeblich verschlüsselt werden, ist auch nur bedingt vertrauenswürdig. Lindhoff erklärt, was hinter Propagandawörtern wie Internet-Governance, Smart City oder Netzneutralität steht: Letztlich geht es neben der Kontrolle der Bürger stets darum, Eigentümer und Erfinder zu enteignen, indem private Güter in öffentliche umgewandelt werden.

Die Schlußkapitel über Alternativen zum Internet klingen noch nicht sehr ausgegoren. Dennoch: Lindhoff hat mit diesem Buch den wichtigsten Beitrag aus dem rechtsliberalen publizistischen Lager für die Debatte über den modernen Überwachungsstaat geliefert.

Henning Lindhoff: Die Snowden-Offenbarung. Lichtschlag Buchverlag, Grevenbroich 2016, 102 Seiten, broschiert, 15,90 Euro