© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/16 / 22. Juli 2016

Frisch gepresst

Gewaltmonopol. Indem der Staat seine Bürger zu Zivilcourage auffordere, riskiere er deren Leben. So lautet das Fazit des Historikers Michael Wolffsohn angesichts von Opfern wie Dominik Brunner oder Tugçe Albayrak, die in riskanten Situationen ihre Mitmenschen verteidigten und dabei umkamen. Diese „Helden der Menschlichkeit“ seien daher nicht nur Opfer von Kriminellen, sondern auch von „wohlmeinenden Gutmenschen“. Dabei gilt es als Uraufgabe des Rechtsstaates, für die innere Sicherheit Sorge zu tragen und seine rechtstreuen Bürger zu schützen. Diese Aufgabe mit einem „Aufstand der Anständigen“ auf die Staatsbürger indirekt abzuwälzen hieße, diese zur Selbstjustiz anzuhalten. Letztere sei ohnehin zu befürchten, da oft die Unfähigkeit des Staates erlebt werde, effektiv gegen Gewalt im öffentlichen Raum vorzugehen. Wolffsohn fordert in seiner Streitschrift daher den Staat als Träger des Gewaltmonopols auf, seiner Aufgabe nachzukommen, denn „ohne Sicherheit keine Freiheit, weil ohne Sicherheit kein Leben“. (kp)

Michael Wolffsohn: Zivilcourage – Wie der Staat seine Bürger im Stich läßt. Dtv Verlagsgesellschaft, München 2016, broschiert, 96 Seiten, 7,90 Euro





Bombenkrieg 1914–1918. Angesichts der im Zweiten Weltkrieg erreichten Zerstörungskraft nehmen sich die Luftangriffe während des Ersten Weltkrieges wie militärische Spielereien aus. Das gilt für alliierte Bombenangriffe auf Freiburg oder lothringische Industriestädte (über 15.000 Bomben mit knapp 750 getöteten Zivilisten) ebenso wie für deutsche Bombardements. Spärliche 51 deutsche Luftschiff- und 52 Fliegerangriffe erreichten zwischen 1915 und 1918 England. Da die Zeppeline ebenso wie die noch unausgereiften mehrmotorigen „Gotha“-Bomber nur geringe Bombenlast trugen, fielen in drei Jahren nur 8.500 Bomben auf London und benachbarte Städte an der Ostküste. Als stärksten Effekt dieser Nadelstiche stuft daher Frank Buchholz, der dieses Randkapitel des Völkerringens akribisch nachzeichnet, den enormen Aufwand an Mensch und Material ein, den die Luftabwehr die Briten kostete. Das trifft auch für die von Horst Schuh geschilderten Luftkämpfe über Nordfrankreich zu, wo die deutschen Kräfte zu schwach waren, um selbst das besser als London erreichbare Paris außer mit wenigen punktuellen Luftschlägen entscheidend zu treffen. (ob) 

Frank Buchholz, Horst Schuh: Bombenkrieg 1914–1918. London und Paris im Visier. Helios Verlag, Aachen 2016, gebunden, 88 Seiten, Abbildungen, 16,90 Euro