© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/16 / 29. Juli / 05. August 2016

Aufgeschnappt
Abschied vom Hetero
Matthias Bäkermann

Schuld ist wieder einmal die katholische Kirche. Denn diese habe im 13. Jahrhundert „die Idee von einer ‘heterosexuellen’ Normalität in die Welt gesetzt“. So doziert Fabian Goldmann in seiner „kleinen Erklärungshilfe“ vom 22. Juli auf dem Portal der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung und leitet aus diesem Ungemach ab, daß sich Homophobie überhaupt bis heute halten konnte. Der freie Journalist folgert in seinem Beitrag zur grünen „Geschlechterdemokratie“ nämlich, daß dieses „kulturelle Konzept erst durch die Abwertung gleichgeschlechtlicher Liebe, Sex und Zuneigung entstanden ist“.  Mit Biologie habe das nichts, mit „gesellschaftlichem Zwang“ sehr viel zu tun. Deshalb seien per se alle Heterosexuellen homophob, denn diese unterdrückten ihre sexuelle Identität immer noch. Schließlich habe „Heterosexualität heute den Charakter einer Bekenntnisreligion mit Ausschließlichkeitsanspruch angenommen“, weiß Goldmann.

Die Heinrich-Böll-Stiftung, seit jeher „Garant dafür“, grüne gesellschaftspolitische Visionen „als Organisationsprinzip zu verstehen“, läßt jedoch ihre Gläubigen nicht ohne Heilsbotschaft in die schöne neue Welt ziehen. So müsse künftig niemand mehr in seinem homophoben Höllental verharren: „Es reicht, sich von der Idee zu verabschieden, ein Hetero zu sein.“