© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/16 / 29. Juli / 05. August 2016

Händler müssen alte Elektrogeräte zurücknehmen
Noch mehr Recycling
Ronald Gläser

Letzte Woche auf dem Recyclinghof der Berliner Stadtreinigung  (BSR): Nach drei gescheiterten Versuchen ist es endlich gelungen, einen kaputten Kaffeeautomaten und einen Staubsauger loszuwerden. Sie landen in einem orangefarbenen Container für Elektroschrott. Zuvor war mir die Lektion erteilt worden, daß der Staats-Monopolist BSR nicht durchgängig öffnet. Zwei weitere Versuche scheiterten an einer langen Schlange.

In Zukunft könnte das einfacher werden. Auf den ersten Blick zumindest. Seit Montag müssen jetzt auch Onlinehändler Elektrogeräte zurücknehmen. Für Rasierer, Fön und Handy bis zu 25 Zentimeter Größe gilt das sogar rückwirkend, für größere Sachen erst bei Neukauf. Eigentlich gut, oder? Doch wie das so mit Zwangsmaßnahmen ist: Zum einen bleibt das mulmige Gefühl, daß der Staat eigene Firmen entlasten will. Zum anderen wird jeder Händler die Mehrkosten irgendwo in seiner Preiskalkultation verstecken. Er ist ja Geschäftsmann – und kein Idiot. 

Und dann überhaupt dieses Trennen. Umweltbewußtsein und Sparsamkeit sind natürlich wichtige Tugenden. Muß das auch schon wieder der Staat machen? Mit Zwang? Die Mülltrennung ist doch längst zu einem Dogma geworden, da sie angeblich einen großen Nutzen schafft. 

Ist das so? Jemand müßte mal den Verlust an Lebenszeit berechnen, der durch Mülltrennung entsteht. Wenn jeder Deutsche pro Tag eine halbe Minute mit Mülltrennung beschäftigt ist, dann entspricht das fast 700.000 Arbeitsstunden mit einem Wert von 5,8 Millionen Euro, wenn wir nur vom Mindestlohn ausgehen. Und das jeden Tag. Geklaute Lebenszeit.

Der Nutzen? Fraglich. Wenn es sich lohnen würde, dann hätte längst jemand ein tragfähiges Geschäftsmodell für Recycling entwickelt. Das gibt es abr nicht. Es ist es wohl dauerhaft defizitär. Das heißt: Es wird Kapital dabei vernichtet. Das aber hat mit der Nachhaltigkeit, die die Befürworter solcher Gesetze so gerne beschwören, nichts zu tun.