© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/16 / 29. Juli / 05. August 2016

Politisch inkorrektes Lob: Olympia 1936 als Meilenstein der Filmgeschichte
Nie zuvor gesehene Bilder
(ob)

Zur Erinnerung an die vor achtzig Jahren, am 1. August 1936, in Berlin eröffneten XI. Olympischen Spiele der Neuzeit hat die gut geölte bundesdeutsche Gedenkindustrie schon wieder lange vor dem Ereignis den Medienmarkt bedient. Das dabei übliche moralisierende Rezeptionsmuster ist paradigmatisch im Olympia-Themenheft des Vereins für die Geschichte Berlins (Berliner Geschichte, 2/2016) zu studieren. Die „Lehre der Spiele von Berlin“ für den historisch Interessierten von heute lautet: Instrumentalisierung des Sports für politische Zwecke mit dem Resultat einer Verbesserung des internationalen Ansehens und somit einer Stabilisierung des NS-Systems. Zumindest kunst- und kulturgeschichtlich betrachtet ist dies jedoch ein zu grobes Wahrnehmungsraster, wie der Filmwissenschaftler Rainer Rother, Direktor der Deutschen Kinemathek in Berlin, in seinem Beitrag über Leni Riefenstahl ausführt. Mit ihrem die Spiele dokumentierenden Film „Olympia – Fest der Völker, Fest der Schönheit“ sei der Regisseurin, losgelöst von politisch-propagandistischer Instrumentalisierung, ein „formal vollendeter Meilenstein der Filmgeschichte“ gelungen. Die „nie zuvor gesehenen Bilder“ lassen sich daher nicht auf „faschistische Ästhetik“ reduzieren, die auch nicht erklären würde, warum ihre Wirkung bis heute andauere. 


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