© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/16 / 29. Juli / 05. August 2016

Umwelt
Einfach nur Naturschutz
Volker Kempf

Der 1899 gegründete „Bund für Vogelschutz“ engagierte sich ursprünglich vor allem für die heimische Vogelwelt. Nach der deutschen Wiedervereinigung in Naturschutzbund Deutschland umbenannt, erweiterte der Nabu sein Aufgabengebiet – auch andere Wildtiere und Pflanzen stehen längst im Mittelpunkt seiner Aktionen. Inzwischen steht eine neue Ausweitung seiner  Ziele an: „Zum Abschluß möchte ich an unser langjähriges Motto ‘Für Mensch und Natur’ erinnern. Dieses sollte erst recht für diejenigen gelten, die neu in unserem Land sind. Daher mein Appell: Gehen Sie als Nabu-Gruppe oder als einzelne Aktive gezielt auf Flüchtlinge zu, machen Sie sie mit unserer Natur vertraut“, schreibt Nabu-Präsident Olaf Tschimpke im Magazin Naturschutz heute. Leser warnten vor einer Politisierung und vor zu viel Nähe zur Macht.

Der Nabu sollte es den Mitgliedern selbst überlassen, auf wen sie zugehen wollen.

Dabei wäre schon der Flüchtlingsbegriff zu hinterfragen. Wer über ein sicheres Drittland einreist, ist kein Flüchtling. Der Tschimpke-Appell betrifft daher eigentlich nur eine Minderheit der Einwanderer, nämlich die, die per Flugzeug aus Kriegsgebieten geflohen sind oder die über die EU umverteilt wurden. In der Realität haben wir es mit einer Massenzuwanderung zu tun, die per Asylrecht und dessen inkonsequenter Anwendung erfolgt. Der hunderttausendfache Rechtsbruch bleibt aber auch nicht ohne Folgen für die Natur in Deutschland. Der Nabu will kein politischer Verband sein wie der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund), der die Problematik ansprechen müßte. Daher sollte sich der Nabu besser ganz aus diesem Themenkomplex heraushalten und es jedem Mitglied selbst anheimstellen, auf wen es speziell zugehen will oder auch nicht. Für viele ist der praktische Naturschutz auch einfach ein für sie sinnvoller Ausgleich zu den tagesaktuellen Debatten und Aufforderungen. Auch das ist legitim.