© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/16 / 12. August 2016

Libyen
Obamas Scherbenhaufen
Marc Zoellner

Es sei der größte Fehler seiner Amtszeit gewesen, gestand der amerikanische Präsident Barack Obama rückblickend: daß er 2011 in Libyen interveniert und – besonders – für den Tag nach dem Sturz Muammar al-Gaddafis keine grundlegenden Pläne zur Zukunft des ölreichen Saharastaates entwickelt habe.

Natürlich war der Sturz Gaddafis selbst eine akzeptable Entscheidung. Gaddafi war ein Despot; einer, der mehrfach seine Nachbarländer angegriffen hatte, der auch in Europa in Terroranschläge verwickelt war und der am Ende sein eigenes Volk bombardieren ließ. Kaum ein Libyer weint Gaddafi heute noch eine Träne nach. Doch was im Anschluß folgte, war nicht minder schlimm – insbesondere für die Libyer selbst: ein von Bürgerkriegen zerrüttetes Land, aufgeteilt zwischen zwei miteinander rivalisierenden De-facto-Regierungen. Einheimische Islamisten, die seit Jahren die wichtige Stadt Bengazi kontrollieren. Die Terrorallianz Islamischer Staat, deren Söldner um Sirte ein neues Kalifat zu errichten trachteten. Und mittendrin Hunderttausende afrikanische Flüchtlinge, die darauf hoffen, mit dem nächsten Boot ins friedliche und vermeintlich wohlhabende Europa überzusetzen. Libyen nach Gaddafi ist in der Tat einer der größten Fehler der Obama-Administration. Ein Krisenherd, der bis nach Europa ausstrahlt und als Scherbenhaufen der US-Politik von dieser endlich repariert gehört.