© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/16 / 12. August 2016

Grüße aus Budapest
Auf Zeitreise
Dávid Huszti

Sie waren bestimmt schon in der Budaer Burg bei der Matthiaskirche und der Fischerbastei unterwegs. Verständlich. Hier sind wir ja sozusagen an der Quelle zu einer der atemberaubendsten Kulissen Europas: dem Weltkulturerbe des Budapester Donauufers. Im Sommer kann es am Budapester Dreifaltigkeitsplatz bei den hohen Temperaturen und dem Touristenandrang jedoch ganz schön anstrengend werden. Vor wenigen Tagen wurde ich hier aber auch in dieser Hinsicht äußerst positiv überrascht.

Ich ließ mich in der Nähe der Matthiaskirche unmittelbar an der Fischerbastei bei einer eher unscheinbaren Pforte vom kühlen Erdboden verschlingen und mich in eine ganz andere Welt entführen. 

Wir befinden uns in der Sankt-Michaelskapelle, wo die Zeit wortwörtlich stehengeblieben zu sein scheint. Parallelen zu Umberto Ecos Klosterbibliothek aus „Der Name der Rose“ sind dabei gar nicht so weit hergeholt; die vermutlich 700 Jahre alte, verborgen liegende ehemalige Friedhofskapelle, die schriftlich erstmals 1443 erwähnt wird, läßt uns staunen und zugleich über die Vergangenheit reflektieren.

Schlachten, Aufstände und Legenden der ungarischen Geschichte – so als wäre man dabei.

Ein idealer Ort, um sich auf eine Zeitreise zu begeben und sich in Grundzügen mit der ungarischen Geschichte vertraut zu machen. Klingt trocken und langweilig? Falsch gedacht. 

Seit über einem Jahr beherbergt die Kapelle nämlich eine kleine Projektionswand mit Publikumsbereich, wo man über Kopfhörer in acht verschiedenen Sprachen und mit Hilfe einer 3D-Brille in den Genuß eines beeindruckenden viertelstündigen 3D-Films kommen kann. 

Der Bogen, welcher dabei im stereoskopischen Verfahren über die Geschichte gespannt wird, reicht bis in die Zeit der Völkerwanderung zurück. Kompakt, aber sowohl inhaltlich und optisch als auch musikalisch sehr anspruchsvoll gestaltet, erhalten wir Einblicke in verschiedene Eroberungsszenen, Schlachten, Aufstände sowie andere historisch relevante Ereignisse der ungarischen Geschichte.

Von den historischen Sagen und Legenden über die Landnahme der Magyaren im Karpatenbecken bis hin zum Beitritt Ungarns zur Europäischen Union im Jahr 2004 war jede Minute dieses Films ein besonderes Erlebnis. Aber was rede ich da so viel? Überzeugen Sie sich doch selbst!