© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/16 / 12. August 2016

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Wahlkampf ist, wenn Politiker dir versprechen, was sie in Zukunft tun wollen, und du dich fragst, was sie in der Vergangenheit getan haben. 

In Berlin ist die Wahlkampfzeit angebrochen. Seit Anfang August machen Parteien und Kandidaten mit Plakaten im Straßenbild auf sich aufmerksam und werben um Stimmen für die Abgeordnetenhaus-Wahl am 18. September. Ein glückliches Händchen beweisen dabei die wenigsten. Im Gegenteil, viele Werbemotive wirken skurril und lassen den Betrachter ratlos vorüberziehen. Beispiele gefällig? Die SPD wirbt mit ihrem Regierenden Bürgermeister Michael Müller, verzichtet aber auf den Parteinamen und ihr Logo. Auf den Großplakaten steht lediglich „Müller, Berlin“. Wer den Mann mit dem Allerweltsnamen nicht kennt, dürfte mit der vollkommen inhaltsleeren Kampagne nichts anfangen können. Ein kommunaler Parteigenosse von Müller, der Stadtrat Uwe Brockhausen, wünscht auf seinen Plakaten „Schöne Ferien!“ An wen das adressiert sein mag, bleibt unklar. Die vielzitierten „kleine Leute“ jedenfalls – deren Interessenvertreter die SPD erklärtermaßen sein will –, die sich finanziell nach der Decke strecken müssen und sich im Zweifel keine Urlaubsreise leisten können, werden den frommen Wunsch wohl nur als Hohn und Spott empfinden.


Hart an der Grenze zur Debilität kommt ein Plakat der CDU im Bezirk Reinickendorf daher. Es zeigt einen – Achtung, das ist kein Scherz – Wasserbüffel. Darüber steht in Versalien das Wort „wohlfühlen“. Tatsächlich siedeln in einem Ortsteil des Bezirkes seit gut einem Jahr sechs Asiatische Wasserbüffel in einem Naturschutzgebiet zur Pflege der Naßwiesen. Doch was wollen die Werbestrategen der Union mit diesem Plakatmotiv ausdrücken? Wer soll sich warum wohlfühlen? Daß die Tiere das tun, mag ja sein. Aber deshalb die CDU wählen?


Die Berliner FDP kämpft um den Wiedereinzug ins Abgeordnetenhaus. Vor fünf Jahren erzielte sie mit 1,8 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis in der Hauptstadt. Ihr neuer Spitzenkandidat Sebastian Czaja wirbt jetzt neben seinem Bild mit der Losung „Plan B.“ Natürlich ist das nicht auf seine Partei gemünzt, weil „Plan A.“ bei der vorigen Wahl nicht funktioniert hat, aber unfreiwillig komisch wirkt es eben doch. Dabei kann Czaja sogar noch einen draufsetzen: Auf einem anderen seiner Großplakate steht der sinnfreie Spruch „Hey Gestern, wir können ja Freunde bleiben.“