© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/16 / 12. August 2016

Internationalität im einheitlichen Kulturraum: Migrantische Professorenbiographien
Kaum auf dem Weg zur Transnationalität
(dg)

Den „Professorinnen und Professoren mit Migrationsbiographie“ haben die Hochschulforscher Aylâ Neusel (Uni Kassel) und Andrä Wolter (HU Berlin) eine Studie gewidmet. Da die Untersuchung dieser Gruppe aber wegen der auf Staatsangehörigkeit fixierten Hochschulpersonalstatistik unüberwindliche methodische Schwierigkeiten bereitet, begnügten sie sich mit einer examplarischen Erfassung individueller Karrierewege von „Wissenschaftlern mit Zuwanderungsbiographie“ (Das Hochschulwesen, 1+2/2016). Danach sieht es nicht so aus, als befänden sich die deutschen Universitäten „auf dem Weg zur Transnationalität“. Denn bei den enthusiastisch verklärten Repräsentanten eines neu sich herausbildenden intellektuell-kosmopolitischen Milieus geht es weniger international zu als Neusel und Wolter suggerieren. Ein Viertel von ihnen stamme aus dem deutschsprachigen Ausland, ein weiteres Viertel aus West- und Nordeuropa. Über die andere Hälfte wird lieber nichts verraten. Sie stammt vermutlich aus dem übrigen Europa und Nordamerika. Da die Studie keine statistisch belastbaren Aussagen über das wissenschaftliche Potential machen kann, ist  auch die Behauptung, diese Gruppe sorge aufgrund ihrer Internationalität „oft“ für „innovative inhaltliche Impulse“ in der Forschung eher als Beitrag zu multikultureller Legendenstiftung zu lesen. 


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