© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/16 / 12. August 2016

Danke fürs Hochladen!
Fernsehen zum Selbermachen: Hefeteig zubereiten, Reh ausnehmen, Zaubertricks einstudieren – in Youtube-Tutorials wird gezeigt, wie’s geht
Bernd Rademacher

Früher, als es noch kein Internet gab, hatten die drei Programme des öffentlich-rechtlichen Fernsehens einen staatlichen Bildungsauftrag, und den nahmen sie beflissen wahr: Die „Telekolleg“-Programme sendeten Mathematikstunden, die noch langweiliger waren als jeder Schulunterricht; ein bärtiger Brillenträger im gelben Rollkragenpulli erteilte Englisch-Lektionen („Listen and repeat“).

Auf Youtube lernen, wie man Youtube-Videos macht

Heute ist Youtube das Fernsehen zum Selbermachen für alle – und randvoll mit unterhaltsamen Lehrfilmen zu wirklich jedem Thema. Krawatte binden? Austern essen? Das Lieblingslied auf der Gitarre spielen? Einen Hefeteig zubereiten? Irgendein freundlicher Mensch hat garantiert dazu ein Video eingestellt. Danke fürs Hochladen!

Schminktips für die Dame, Reparaturanleitungen für den Herrn: Kürzlich mußte ich eine Dieselpumpe entlüften und hatte keine Ahnung, wie man das macht. Auf Youtube gesucht – und gefunden: Ein dreiminütiges Schritt-für-Schritt-Video machte es kinderleicht!

Wie nimmt der Jäger ein frisch erlegtes Reh aus? Mehr als zwanzig deutschsprachige private Videos zeigen es detailliert. Wie wählen Herren den richtig sitzenden Anzug und das passende Einstecktuch? Modehäuser haben dazu eigene Ratgeber-Clips für die Videoplattform produziert.

Auch Sprachen lassen sich mit Youtube lernen, ob Italienisch, Russisch, Züri-Dütsch oder „Klingonisch“ – vom Anfängerkurs bis zur Fortgeschrittenenlektion. Ob Rosenzüchten, Katzen bürsten, Likör selbst herstellen oder ganze Fachwerkhäuser renovieren – es gibt nichts, was hier nicht erklärt wird.

Und nicht nur Praktisches, auch viel lustiger Unsinn läßt sich auf dem Jedermann-Portal erlernen: Youtube-Nutzer wie „Techtastisch“ aus Pforzheim demonstrieren chemische und physikalische Experimente, mit den „Space Frogs“ aus Berlin kann man schaurige Grusel-Gerichte für die Halloween-Party zaubern (zum Beispiel den Mett-Fuß). „Slivki“ zeigt, wie man aus einer Glühbirne ein Terrarium bastelt, und „Domtendo“ erklärt, wie man endlich die vertrackteste Schwierigkeitsstufe des Lieblings-Computerspiels knackt. Nutzer „Urban Amadei“ demonstriert Rückwärtssaltos, „Alexander“ verrät Zaubertricks. Und selbst wie man gute Youtube-Videos macht, wird auf Youtube gezeigt. Dash-Cams fürs Auto und Go-Pros liefern Action-Filme und spektakuläre Kamerafahrten.

Ein Subgenre der Ratgeber sind „Life Hacks“ (Alltags-Kniffe), die das Leben leichter machen. Wie wird ein Spannbettlaken gefaltet? So baust du aus zwei Pet-Flaschen einen Blasebalg! Wie wird aus einer Fischkonservenbüchse eine Kerze? Aus einer Coladose ein Spirituskocher? Wie gehen die Blutflecken aus dem weißen Hemd, wie wird eine Taschenlampenbatterie zum Feuerzeug? Nicht wenige dieser Videos erzielen enorme Klickzahlen: Über fünf Millionen Nutzer wollten sehen, wie man sich aus Keks und Pflaster eine Handyhülle backt.

Die Beaufort-Mediengesellschaft bietet mit der App ClipFlip die Möglichkeit, eigene Ratgeberfilme schnell und einfach zu produzieren und einzustellen. Mit den Kanälen Kochschule TV, Hilfreich TV, Musikschule TV, Motorwelt TV und vielen weiteren präsentiert ClipFlip eine ganze Enzyklopädie von Tutorial-Videos. Das Beste: Bis zu 15 Euro Honorar zahlt Beaufort für einen Beitrag. Geld verdienen statt GEZ zu zahlen – wenn das keine 

Alternative zum Fernsehen ist!