© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/16 / 19. August 2016

CD-Kritik: Erich J. Wolff
Der Goldbock
Sebastian Hennig

Zwölf Klavierstücke nach slawischen Volksweisen lassen die Einspielung mit dem Titel „Im Wendekreis des Goldbocks“ zum farbigsten Teil der Lied- und Klavieredition von Erich J. Wolff (1874–1913) werden. Wolffs romantische Ballettpantomime „Zlatorog“ von 1906 basiert auf der Legende des sagenhaften weißen Gamsbocks mit den goldenen Hörnern, der in den Julischen Alpen anzutreffen war. Die Uraufführung im Tschechischen Nationaltheater in Prag konnte der Komponist 1913 nicht mehr erleben.

Die Klavierfassung eines Zwischenspiels eröffnet den dritten Teil der CD-Gesamtausgabe der Lieder, Gesänge und Klavierwerke Wolffs. Zu hören sind sonst vor allem frühe Werke, die zum überwiegenden Teil zum ersten Mal eingespielt wurden. Neben dem schlichten Volkston sind darunter Liedvertonungen nach Versen so gegensätzlicher Autoren wie Michelangelo und Richard Dehmel.

Wir nehmen die spätromantische Verspieltheit dieser Lieder inzwischen mit einiger Wehmut wahr. Sie klingen uns in den Ohren, als hätte diese Kunst ihre eigene Zerbrechlichkeit gefühlt und sie in diese zarten Gespinste gewoben. Die Lieder entwickeln sich zum Teil recht vorhersehbar. Nicht immer machen sie eine eigene Musik, umranken oft nur das Dichterwort. Das ist einfach und schlüssig, dabei aber immer kunstvoll und nie banal.

Erich J. Wolff Im Wendekreis des Goldbocks Thorofon (Bella Musica), 2016 www.bella-musica-edition.de