© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/16 / 26. August 2016

Meldungen

Immer mehr Stellen mit geringem Einkommen

BERLIN. Der Ökonom Alexander Schiersch hinterfragt die in den vergangenen zehn Jahren geschaffenen 4,5 Millionen zusätzlichen Arbeitsplätze. „Ein Großteil des jüngsten Beschäftigungsaufbaus in Deutschland fand in Sektoren und Berufen mit einer geringen Produktivität statt“, erklärte der Unternehmensexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Wochenbericht 32-33/16). Je ein Drittel der Stellen sei im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in den freiberuflichen, technischen und sonstigen Dienstleistungen geschaffen worden. Zuwächse gebe es auch im Handel und im Baugewerbe. „Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am Beschäftigungsaufbau lag dagegen nur bei 3,5 Prozent, was etwa 88.000 Beschäftigten entspricht“, so Schiersch. In den Dienstleistungssektoren sei die Arbeitsproduktivität jedoch um etwa 35 bis 50 Prozent geringer als in der Industrie. „Da immer mehr Menschen in Wirtschaftszweigen mit geringer Produktivität arbeiten, besteht die Gefahr, daß ein wachsender Teil der Bevölkerung nur über ein vergleichsweise geringes Einkommen verfügen wird.“ Staatliche Umverteilung könne dem kaum entgegenwirken, denn letztlich werde „viel davon abhängen, ob es gelingt, die Produktivitätsdynamik zu erhöhen“. (fis)

 www.diw.de




Droht der „ökonomische Totalitarismus“?

KÖLN. Der Philosoph Matthias Burchardt warnt vor „ökonomischem Totalitarismus“. Die Wissenschaft habe sich im Zuge der Bologna-Reform „von den Leitideen der Bildung und Wahrheitsfindung losgesagt, die Kirchen haben durch Unternehmensberatungen das ökonomistische Regime importiert und konterkarieren die gelegentliche Kapitalismuskritik von den Kanzeln durch Ausbeutung der eigenen Angestellten und manageriales Steuern“, erklärte der Akademische Rat am Institut für Bildungsphilosophie an der Uni Köln auf dem Ökonomenblog Nachdenkseiten. Die Gewerkschaften seien „längst hierarchische Apparate, die im Zweifel in ihrer Breite doch jeden Sozialabbau oder Krieg mitzutragen bereit sind“, meinte Burchardt. (fis)

 www.nachdenkseiten.de





Zahl der Woche

Auf 22,4 Milliarden Euro sind 2015 Exporte in die Türkei gestiegen. Im Vorjahr waren es nur 19,3 Milliarden gewesen. Das Land kletterte damit von Rang 16 auf Rang 14 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte. Die Importe wuchsen nur um 1,2 auf 14,5 Milliarden Euro. (Quelle: Statistisches Bundesamt)