© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/16 / 02. September 2016

Feministinnen klagen an
„Hotness“: Mädchen sollen sich nicht mehr begehrenswert präsentieren
Richard Stoltz

Die haben Sorgen! In der New York Review of Books ist eine Debatte über Mädchen eröffnet worden, deren größtes Vergnügen es angeblich sei, den Männern zu gefallen, ihnen ihre erotischen Vorzüge zu präsentieren, von ihnen begehrt zu werden. Das könne man nicht länger durchgehen lassen, heißt es, dagegen müsse unbedingt etwas getan werden.

 Autorinnen wie Nancy Jo Sales („American Girls“) oder Peggy Orenstein („Girls and Sex“) melden sich kritisch zu Wort, und die Zeitschrift springt ihnen hundertprozentig bei. Ein neues Kampfwort wird geboren, die „Hotness“. Diese müsse ebenso entschieden angegangen werden wie „Hate Speech“ gegen Migranten, die mittlerweile ja – Heiko Maas sei Dank – bei uns in Deutschland behördlicherseits kriminalisiert worden ist und in den „Sozialen Medien“ eifrig gelöscht wird.

Nur, bei der bösen Hotness, stellt sich jetzt in der New York Review of Books heraus, sind die Definitionsschwierigkeiten noch größer als bei der „Haßsprache“. Wo hört das Erlaubte auf, wo fängt das zu Verbietende an? „Natürlich haben wir nichts“, versichern übereinstimmend sowohl Sales wie Orenstein, „gegen ein abwechslungsreiches Sexualleben junger Mädchen, aber nie und nimmer darf die Hotness als Mittel der Emanzipation mißverstanden werden (…) Es geht uns nicht ums Begehrtwerdenwollen, sondern immer ums eigene Begehren.“ 

Noch nie ist wohl die erbärmliche Kurzbeinigkeit radikal-feministischer Theorien deutlicher zutage getreten als hier bei dem neuen Mantra von der „Hotness“. Denn Begehren und Begehrtwerdenwollen gehören untrennbar zusammen. Wer sich schön und begehrenswert macht, folgt nur der Stimme des Lebens. Wer bewußt häßlich bleibt, gleicht einem toten Stein in der Brandung.