© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/16 / 02. September 2016

Umwelt
Häßliche Landschaft
Volker Kempf

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) spricht sich für den Ausbau von Windkraftanlagen aus, so auch in Baden-Württemberg. Unter der Überschrift „Windenergie und Naturschutz – das geht!“ klärt das BUNDmagazin (3/16) auf: 450 Windräder rotieren im Ländle, weitere 250 befänden sich in Genehmigungsverfahren. Da sich das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2017 ändere und die Einspeisevergütung sich verschlechtere, würde die Zeit drängen. Die „Friends of the Earth Germany“ haben es also eilig: In Planfeststellungsverfahren müßten hinderliche Naturschutzkonflikte angegangen werden. So gelte für einen Rotmilanhorst, daß die nächste Windkraftanlage 1.000 Meter Mindestabstand einzuhalten habe – aber je nach beobachtetem Flugverhalten könnte auch innerhalb der Tabuzone eine Windkraftanlage genehmigungsfähig sein. BUND-Expertisen machten dies möglich.

Die Forderung des BUND nach mehr Windkraftanlagen ist nicht rational.

Damit scheint das Gutachter- und Windenergiegeschäft gut miteinander vereinbar zu sein. Unter solchen Vorzeichen kann bei der Windkraft der Landschaftsschutz­aspekt kaum zur Geltung kommen. Dabei ist im selben Heft ein schönes Naturfoto mit der Überschrift „Gerettete Landschaft“ zu finden – bewahrt vor der Nutzung als Mülldeponie. Aber Landschaftsbilder mit der Überschrift „Gerettet vor der Windkraft“ sind beim BUND schwer vorstellbar, das paßt nicht in die Propaganda für die Windkraft. Die Forderung des BUND nach mehr Windkraftanlagen ist nicht rational. Das Versprechen, Naturschutz und Windkraft würden gut zusammengehen, ist in etwa so glaubwürdig, als würde der BUND den Straßenneubau als naturverträglich anpreisen, da sich doch Wildwege einplanen und sich damit die Zahl der totgefahrenen Tiere reduzieren ließe.