© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/16 / 16. September 2016

Blick in die Medien
Medialer Einheitsbrei
Tobias Dahlbrügge

Bitte nicht schon wieder eine neue Medien-Studie! Angeblich wissenschaftliche Untersuchungen werden oft dazu herangezogen, fragwürdige Thesen in die Welt zu setzen. Neuestes Beispiel: die Otto-Brenner-Stiftung. Zweck des DGB-nahen Instituts ist es, im Rahmen „gezielter Projektförderung“ ein „kritisches gesellschaftspolitisches Forum“ zu sein. Kritik übt sie regelmäßig an verschiedenen Medien. Das Ritual geht so: Die OBS wirft Medien Versagen vor; die Betroffenen weisen die Vorwürfe zurück.

Jetzt rempelt eine Studie ARD und ZDF für die Griechenland-Berichterstattung an. 

2007 kritisierte die Stiftung in einer Studie die Berichterstattung der ARD über die Finanzkrise als zu regierungskonform. Die ARD dementierte dies. 2013 warf eine neue OBS-Studie dem NDR und SWR „Boulevardisierung“ vor. Die Sender wiesen die Vorwürfe zurück.

Jetzt rempelt eine neue Studie ARD und ZDF für deren Berichterstattung über die Griechenlandkrise an. Autor Kim Otto meint, „Heute“, „Tagesschau“ und diverse Sondersendungen wie die ARD-Brennpunkte hätten unausgewogen, mangelhaft berichtet. Der Professor für „Politikjournalismus“ an der Uni Würzburg arbeitet auch für das ARD-Politmagazin Monitor. Der 48jährige hat ausgerechnet, daß Vertreter der griechischen Regierung in den Beiträgen des GEZ-Fernsehens nur zu zehn Prozent zu Wort kamen, die Bundesregierung dagegen doppelt so oft. Auch sei die Merkel-Regierung doppelt so oft positiv dargestellt worden wie die Pleitegriechen. Die Retourkutsche folgte sogleich: ARD-Chefredakteur Rainald Becker nannte die Studie „pauschalisierend“. Kim Otto konterte: „Diese Kritik prallt an mir ab!“

Es ist bizarr! Wer braucht eine Studie, um dem GEZ-Fernsehen zu mißtrauen? Und wer wüßte nicht im Voraus, was bei einer gewerkschaftsnahen Studie herauskommt? Die Erkenntnis, daß die Berliner Sparvorgaben falsch sind, entspricht der DGB-Linie. Beide Institutionen leiden unter mit sinkender Mitglieder- beziehungsweise Zuschauerzahlen und schwindender Glaubwürdigkeit.