© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/16 / 16. September 2016

Knapp daneben
Wirtschaftlicher Erfolg ist gemeinnützig
Karl Heinzen

Die meisten deutschen Fußballfans träumen von einer Welt ohne den FC Bayern München. Die soeben gestartete Bundesligasaison gibt ihren Vernichtungsphantasien neue Nahrung. Schon nach dem zweiten Spieltag sind alle Hoffnungen, es könnte Mitfavoriten geben, dahin, und man kann in der Säbener Straße getrost mit der Vorbereitung der Meisterschaftsfeier beginnen.

Und doch gibt es einen winzigen Hoffnungsschimmer, daß es nicht für alle Zeiten so bleiben muß. Lars Leusch­ner, Jura-Professor an der Universität Osnabrück, hat beim zuständigen Amtsgericht der Isarmetropole beantragt, den eingetragenen Verein FC Bayern München aus dem Register zu löschen. Um seine Argumentation zu verstehen, muß man kein spitzfindiger Rechtsexperte sein. Es genügt ein Blick ins Bürgerliche Gesetzbuch. Dort heißt es, daß der übergeordnete Zweck eines Vereins stets ein ideeller sein muß. Der FC Bayern München e. V., der 75,01 Prozent der Anteile an der in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft ausgegliederten Profiabteilung mit einem Jahresumsatz von einer halben Milliarde Euro hält, wird dies jedoch kaum von sich behaupten können.

Auch altruistische Schwärmer müssen ihre Aktivitäten finanzieren und haben Kosten und Nutzen abzuwägen.

Leuschner treibt kein Haß gegen den Rekordmeister. Er behauptet sogar, dessen Anhänger zu sein. Als sein Motiv kann vielmehr der Wunsch vermutet werden, dem Recht zur Durchsetzung zu verhelfen. Dies entspricht zwar dem klassischen Berufsethos des Juristen, paßt aber nicht in unsere Zeit. Gesetze werden heute von Staats wegen gebeugt, wenn es ein höheres politisches Ziel erfordert. Auch das Vereinsrecht ist zu ignorieren, wenn es dem Bestreben entgegensteht, wenigstens einen nationalen Champion so stark zu machen, daß er in der europäischen Königsklasse nach der Krone greifen kann. Antiquiert ist es aber vor allem, einen Gegensatz zwischen ideellen und wirtschaftlichen Zwecken zu konstruieren. Auch altruistische Schwärmer müssen ihre Aktivitäten finanzieren und haben Kosten und Nutzen abzuwägen. Aller zivilisatorischer Fortschritt gründet auf wachsendem Wohlstand. Wirklich gemeinnützig sind daher nur Wirtschaftsunternehmen, die satte Gewinne schreiben.