© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/16 / 30. September 2016

Merkel in der Flüchtlingskrise
Wiener Wende
Paul Rosen

Am liebsten würde Angela Merkel die Uhr zurückdrehen und diese Flüchtlingspolitik nicht mehr machen, ließ sie nach der Berliner Abgeordnetenhauswahl verlauten. „Wir schaffen das“ will sie nicht mehr wiederholen. Sie erweckte nicht den Eindruck eines zur Einsicht gekommenen Menschen, der seine Ziele revidiert. Nein, da schien eine Bundeskanzlerin wie ein trotziges Kind bei jedem Satz auf den Boden zu stampfen. 

Jetzt war Merkel in Wien auf einer Konferenz der Staaten, die die Balkanroute für illegale Flüchtlinge geschlossen haben. Ihre Erklärungen setzten sich fort, als hätte sie von „Mama Merkel“ auf „Eiserne Lady“ umgeschaltet: „Unser Ziel muß sein, die illegale Migration soweit wie möglich zu stoppen“, ließ sie wissen. Das heißt: Nie wieder werden Flüchtlingszüge nach München rollen und mit „Welcome“-Rufen empfangen werden. Das ist die Wende, auf die viele Bürger gewartet hatten. Dennoch will kein Gefühl der Erleichterung aufkommen. Die Flüchtlingswelle hat mehrere Erkenntnisse offenbart: Der deutsche Staat ist bei Gefährdungen nicht handlungswillig oder -fähig. Die EU ist zutiefst gespalten. Wenn die Euro-Währung kippt, wird sie zerbrechen.

Die wichtigste Erkenntnis ist jedoch: Angela Merkel löst für uns die Probleme, die wir ohne sie nicht hätten.