© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/16 / 30. September 2016

Maximilian Krah. Der Politiker verläßt die CDU im Protest. Tritt er bald für die AfD an?
Auf neuem Kurs
Paul Leonhard

Maximilian Krah, erfolgreicher Wirtschaftsanwalt und bisher Vorsitzender des Dresdner CDU-Ortsverbandes Zschachwitz, wird 2017 in den Bundestag einziehen. Allerdings nicht als Direktkandidat der Union – sondern wohl über einen sicheren AfD-Listenplatz. Denn Krah, so heißt es aus Parteikreisen, sei zwar ein intelligenter Kopf, aber zu rechts für die CDU – zudem zu ehrgeizig und zu unbequem. Die Sachsen-Union will keinen weiteren „Querulanten“ wie etwa die Bundestagsabgeordneten Veronika Bellmann oder Arnold Vaatz, sondern einen braven Besenstil.

Krah aber, 1977 in Dresden geboren und ehemaliger Kreuzschüler, träumte von einer CDU, die „immer geradlinig, immer liberal in den einen, konservativ in den anderen Dingen, nie die soziale Verantwortung vergessend“ ist. Dafür wollte er kämpfen.

Allerdings erscheint er nun in fragwürdigem Licht: Zuerst verfaßte Krah einen flammenden Aufruf, in dem er erklärte, warum seine Unionsfreunde ihn wählen sollten, dann aber verkündete er letzte Woche, wenige Tage vor der Kampfabstimmung, seinen Parteiaustritt. Überdies schaltete er die Seite www.cdu-austritt.de frei, auf der er zum Verlassen der Partei auffordert.

Daß Krah auf jüngste Äußerungen Angela Merkels verweist, macht seinen Kurswechsel nicht glaubwürdiger. Dabei hatte er sich im März mit einem Gastbeitrag in der Sächsischen Zeitung in die Herzen vieler Dresdner geschrieben. Darin stellte er unter der Überschrift „Wer ist hier rechts?“ klar: „Nicht die Dresdner Zuwanderungsskepsis ist der Sonderfall, sondern die ‘Refuguees welcome’-Begeisterung in München, Köln oder Hamburg.“ Das Dresdner Bürgertum verteidige nur seine Werte, Überzeugungen und Prinzipien.

Wäre Krah als CDU-Direktkandidat nominiert worden, er hätte das Mandat gewonnen. Aber die Dresdner Union ist eben nicht mit dem ansässigen Bürgertum zu verwechseln. Zwar  ist sie auch konserativ, aber zugleich duckmäuserisch. Wer eine selbstkritische, offene Debatte über das Selbstverständnis der Partei fordert, ist schnell isoliert. Zumal Krah kein „Mann ohne Eigenschaften“ sein will; seine Thesen im Wahlaufruf lauteten: Ungesteuerte Zuwanderung gefährdet Wohlstand und Frieden, Migrationspolitik ist mit Partnern abzusprechen, und niedrige Zinsen gefährden den sozialen Frieden. In Berlin wollte er mithelfen, eine mutige, klarere und konservativere CDU zu schaffen.

„Warum sollte ich kampflos meine politische Heimat aufgeben?“, hatte er noch im Sommer angriffslustig AfD-Landessprecher Thomas Hartung gefragt. Als sich aber andeutete, daß er keine Mehrheit findet, hat Krah nicht wie versprochen gekämpft, sondern sich darangemacht, die Pferde zu wechseln. Um, wie er es sieht, seine „Authentizität und Glaubwürdigkeit“ zu retten.