© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/16 / 30. September 2016

DVD: Scharfe Täuschung
Den Spieß umgedreht
Werner Olles

Der drogensüchtige Unternehmersohn James Walter Wayland (Tim Roth), der vom Geld seines Vaters lebt, wird verdächtigt, die Prostituierte Elizabeth (Renée Zellweger) ermordet zu haben. Bei der Vernehmung durch die beiden Polizeibeamten Phillip Braxton (Chris Penn) und Edward Kennesaw (Michael Rooker) gesteht der hochintelligente Wayland, die Frau zwar in der fraglichen Nacht getroffen, sie danach aber nie wieder gesehen zu haben. Wayland, der ein Psychologie-Studium absolviert hat und unter Temporallappenepilepsie leidet, wird an einen Lügendetektor angeschlossen, kann jedoch die Tests manipulieren.

Nach mehreren Vernehmungen zeigt er Kennesaw eine Videokassette, auf der dieser zusammen mit Elizabeth beim Sex zu sehen ist. Hiermit konfrontiert, willigt der Polizist ein, sich selbst einem Lügendetektortest zu unterziehen. Obwohl der Test zweideutige Ergebnisse liefert, gibt Wayland schließlich unter Druck zu, die ermordete Prostituierte gefunden zu haben, streitet ihre Tötung jedoch weiterhin ab. Als er zwei Tabletten zur Provokation einer Ohnmacht geschluckt hat, bricht er zusammen, und der Polizeiarzt stellt fälschlicherweise seinen Tod fest. Einige Monate später sieht man Wayland in einem Park eine Frau ansprechen …

Der von den Brüdern Jonas und Josh Pate inszenierte Kriminalfilm „Scharfe Täuschung“ („Liar“, 1997) ist eine Mischung aus Psychothriller und Kammerspiel, bei der das Verwirrspiel Waylands um Lüge und Wahrheit auch zum Verwirrspiel für den Zuschauer wird. Die Geschichte des drogensüchtigen jungen Mannes, der im Zuge der Ermittlungen gegen ihn den Spieß umdreht und dunkle Seiten im Leben der beiden Polizisten ans Licht bringt, wobei die Grenzen zwischen Schuld und Unschuld immer mehr verschwimmen, ist zwar atmosphärisch großartig, krankt aber an etwas zu einfachen Psychologisierungen. Dadurch wirkt der Film trotz guter Ideen und Handlungsstränge allzu ambitiös und scheitert schließlich am mißglückten Spagat zwischen bemühtem Independent- und stromlinienförmigem Mainstream-Kino. Ein großes Lob gebührt jedoch den drei Hauptdarstellern, die ihre Rollen überzeugend ausfüllen.

DVD/Blu-ray: Scharfe Täuschung. Eastside Communications/Studio Hamburg Enterprises 20 16, Laufzeit etwa 102 Minuten