© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/16 / 07. Oktober 2016

Frisch gepresst

Westpreußen. In 66. Folge liegt das Westpreußen-Jahrbuch vor, dessen Beiträger wie gewohnt den Bogen weit schlagen. Chronologisch führen die Aufsätze vom 13. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Thematisch stehen kirchenhistorische Untersuchungen neben einem Kapitel zur Geschichte der Elbinger Schichau-Werft, eine Studie zur Kunstgeschichte Brombergs neben einer Erinnerung an prominente jüdische Ärzte Danzigs in der Zwischenkriegszeit. Besonderes Interesse verdienen zwei umfangreichere Arbeiten, die sich mit der Räumung Westpreußens 1944/45 und, als Lokalstudie am Beispiel des an Hinterpommern grenzenden Kreises Berent, mit dem Schicksal der deutschen, dort im Winter 1945 zwischen „Flucht oder Bleiben?“ schwankenden Bevölkerung befassen. Nicht ohne „Wehmut und Schmerz“ rekonstruiert die 1942 im Kreis Berent geborene Oldenburger Historikerin Gisela Borchers vor allem den von Mord, Vergewaltigung, Raub, Plünderung und Verschleppung gezeichneten Leidensweg derjenigen Deutschen, die sich für das Bleiben unter sowjetischer und polnischer Willkürherrschaft entschieden hatten. Von ihnen konnten die letzten erst 1950 aus ihrer Heimat „ausreisen“. (ob)

Hans-Jürgen Kämpfert (Hrsg.): Westpreußen-Jahrbuch, Bd. 66. Westpreußen-Verlag, Münster 2016, 208 Seiten, Abbildungen, 17,50 Euro





Freiwild. Als die Deutschrock-Band „Frei.Wild“ am 14. August auf ihrer Webseite eine Auftritts-pause ankündigte, war der Jubel unter Kritikern groß. „Wie schön ist das denn?“ kommentierte die Welt. Schließlich werden die Südtiroler Chart-Stürmer seit ihrer Gründung 2001 mal mehr, mal weniger stark „im rechten Dunstkreis“ verortet. Ihre Texte seien nationalistisch, völkisch und heimatverehrend. Doch „wenn es gegen ‘Rechts’ geht, sind viele schnell dabei“, konstatiert Klaus Farin. Der Jugendforscher setzt sich in der Band-Biographie auch mit den Fans, von denen er mehr als 4.000 befragt hat, und dem „neu erwachten Regionalismus“ auseinander. Den Kern des Buches bilden allerdings Interviews mit den vier Bandmitgliedern. Von Rechtsextremismus würden sich die „Frei.Wild“-Musiker glaubhaft distanzieren. Dennoch seien einige Songsstellen „rechtsoffen“ interpretierbar. „Konservativ, aber eben nicht ausgrenzend.“ (ls)

Klaus Farin: Frei.Wild. Verlag Hirnkost, Berlin 2016, gebunden, 316 Seiten, 18 Euro