© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/16 / 14. Oktober 2016

CD-Kritik: Manfred Reuthe – Klavier
Einheitsbrei
Jens Knorr

Klavierstücke aus dem romantischen und impressionistischen Repertoire hat der Berliner Pianist Manfred Reuthe 1915 und 1916 im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt eingespielt, wohl im Karolinensaal, unter nicht idealen akustischen Bedingungen.

Laut des Beihefts hatte Reuthe einst beim 5. Internationalen Chopin-Wettbewerb, Warschau, einen Sonderpreis gewonnen, insgesamt acht Jahre eine Professur für Klavier in Südkorea inne und 15 Jahre an der Berliner Hochschule der Künste unterrichtet. Zum Ordentlichen Professor der Keimyung Universität Daegu, Südkorea, wurde er 1975 ernannt.

Reuthe spielt von Chopin das Prélude cis-Moll op. 45 und die Ballade f-Moll op. 52, von Debussy die Suite Bergamasque, von Ravel die fis-Moll-Sonatine und „Ondine“ aus „Gaspard de la nuit“ sowie von Liszt beide Franziskus-Legenden und die Ungarische Rhapsodie Nr. 13 – Stücke, denen literarische Programme unterlegt sind respektive außermusikalische sich unterlegen lassen. Darauf scheint Reuthes Spiel voll und ganz abgestellt; es evoziert allgemeinste Stimmungen, die der geneigte Hörer auf die Noten rückprojizieren mag. Was aber diese selbst, deren Entstehungsspanne von 1841 bis 1908 reicht, diesseits virtuoser Kunststückchen dem Hörer zumuten könnten, bleibt unter pedalintensivem Einheitsbrei verschüttet.

Manfred Reuthe Klavier Bella Musica, 2016  www.manfred-reuthe.de