© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/16 / 21. Oktober 2016

Haltungsnote
„Ich wollte eigentlich nicht, aber...“
Christian Rudolf

Die Grünen. Moralisch hoch aufgeladenes Reden, aber wenn’s konkret wird, sollte man besser nicht auf die Latte-Macchiato-Ökos zählen. Zum Beispiel Frauenrechte, Feminismus, Sensibilität für Opfer sexualisierter Gewalt: Im Prinzip ganz toll, finden wir gut, machen wir alles. Aber dann ... Im grünen Langzeitbiotop Freiburg konnte man dieser Tage erleben, daß man seinen Einsatz schnell los ist, hätte man auf das hehre grüne Programm gewettet.

Dauer-Oberbürgermeister Dieter Salomon sollte eine ganz besondere Bronzeplastik aus der neuen südkoreanischen Partnerstadt Suwon geschenkt bekommen: eine Frauenfigur auf einem Stuhl mit einem leeren Stuhl daneben – Denkmal für die etwa 200.000 Zwangsprostituierten aus Korea, die während des Zweiten Weltkriegs verschleppt und japanischen Soldaten gefügig sein mußten und verhüllend „Trostfrauen“ genannt werden. Doch in Matsuyama, der wiederum japanischen Partnerstadt Freiburgs, war man „not amused“ von dem Anerbieten aus Korea – und drohte damit, sich umgehend zu entfreunden, 30 Jahre Städtepartnerschaft hin oder her. Salomon knickte flugs ein, bog das Geschenk noch ab und entschuldigte sich gar bei den Japanern. „Ich wollte eigentlich nicht nachgeben“, bekannte der OB, „aber ... “