© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/16 / 21. Oktober 2016

Frisch gepresst

Diener. Die Zeiten von dienstbaren Geistern, die für kleinen Lohn ihren Herrschaften fast rund um die Uhr zur Verfügung stehen müssen, erscheinen uns lange überwunden. Doch dieser Eindruck täuscht, meint Christoph Bartmann in seiner essayistischen Studie über die „Rückkehr der Diener“. Eine neue Schicht gutsituierter bürgerlicher Doppelverdiener ist bereits dazu übergegangen, alles mögliche in die Hände geringverdienender Servicekräfte zu delegieren, was noch vor einer Generation in der Familie erledigt wurde: vom Putzen übers Gassigehen bis zur Kinderbetreuung oder der Altenpflege. Anders als früher haben Kindermädchen und Zugehfrau jedoch kaum einen Familienanschluß, sondern werden online über Agenturen gebucht. „Ideal für uns sind Dienstleistungen, bei denen wir uns nicht bedient fühlen“, so Bartmann, der zugleich zur individuellen Askese am Servicebuffet rät. (vo) 

Christoph Bartmann: Die Rückkehr der Diener. Das neue Bürgertum und sein Personal. Verlag Carl Hanser, München 2016, gebunden, 288 Seiten, 22 Euro





Schlagwort. Macht das Internet depressiv, faul und dumm? Welchen Einfluß hat es auf Privatsphäre und Datenschutz? Jeder könne selbst entscheiden, wie er sich im Netz bewege, meint Jan Kalbitzer, Psychiater an der Charité Berlin und Internetforscher. Selbst auszuloten, welche Bedürfnisse und Angebote das Internet individuell deckt, sei die beste Medizin gegen Ängste vor den sich bietenden Abgründen in der Netzwelt. Neben Analysen und Fallbeispielen beschreibt er zwölf Verhaltensexperimente, mit denen der Leser herausfinden soll, welche technischen Werkzeuge zu ihm passen und welche eben nicht. Sie sollen helfen, das Verhältnis zum Internet zu überprüfen, analoge Fähigkeiten zu reaktivieren und Ressourcen des World Wide Web auf gesunde Weise zu nutzen. Dabei wirft Kalbitzer die Frage auf, wie wir generell in Zukunft miteinander leben wollen, ohne daß seine Vorschläge als neues Geheimrezept für den Internet-Umgang gelten können und einem eher bekannt vorkommen. (gb)

Jan Kalbitzer: Digitale Paranoia. Online bleiben, ohne den Verstand zu verlieren. Verlag C.H. Beck, München 2016, broschiert 208 Seiten, Abbildungen, 16,95 Euro