© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/16 / 28. Oktober 2016

Alexander Hold. Der bekannte Fernsehrichter will Bundespräsident werden
Der Kandidat
Ronald Berthold

Wen die Bundesversammlung am 12. Februar zum zwölften Bundespräsidenten wählen wird, ist völlig unklar. Während Union und SPD offiziell noch keinen Kandidaten präsentiert haben, sind die Freien Wähler weiter. Sie wollen den bekannten Fernsehrichter Alexander Hold ins Schloß Bellevue schicken. Neben dem 54jährigen, der vielen Sat.1-Zuschauern mit seiner ausgeglichenen Art sympathisch ist, steht bisher nur AfD-Mann Albrecht Glaser auf der Kandidatenliste. Seine Partei wird aber nur über zehn von 1.262 Stimmen in der Bundesversammlung verfügen.

Doch der Allgäuer, der seiner Geburtsstadt Kempten treu geblieben ist, meint, seine Bewerbung sei keineswegs aussichtslos. Es könnten sich bei der schwierigen Suche nach einem Nachfolger Joachim Gaucks Konstellationen ergeben, die ihn zum Bundespräsidenten machten, so hofft er. Entsprechend moderat äußert er sich zu aktuellen Fragen. Auch seinem Zweifel an Gauck, daß der „den Durchschnittsbürger immer erreicht, mit dem, was er sagt und wie er es sagt“, schiebt er ein „Ich bin mit dem Präsidenten durchaus zufrieden!“ voran.

Der Jurist und Politologe, der nahe Kempten auf dem umgebauten Bauernhof seiner Großeltern lebt, sieht seinen Schritt auch als Signal gegen den „Berliner Politikbetrieb“, der viel Vertrauen verloren habe. Richtig distanzieren davon möchte er sich jedoch nicht. Vielmehr wolle er die Politik besser erklären – auch daß „mit populistischen Positionen nichts gewonnen ist, und von extremistischen keine Lösungen zu erwarten sind“.

Dennoch reagieren manche Etablierte allergisch auf die Kandidatur Holds, der seit 2008 Stadtrat in Kempten und dort inzwischen Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler ist. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) polterte, es handele sich nicht um eine „Spaßveranstaltung“. Auch zehn Stimmen können bei knappen Mehrheitsverhältnissen wichtig sein. Durch Hold sind sie aus dem Spiel.

Seine politische Tätigkeit, auch die im Bezirkstag des Regierungsbezirks Schwaben, führt der Reserveoffizier der Bundeswehr ehrenamtlich aus. Darüber hinaus engagiert sich Hold beim Roten Kreuz und ist Vorsitzender des örtlichen Handballvereins. Ebenso ernst nehme er seine Bundespräsidenten-Kandidatur. Und die Bürger, so meint er, genauso, „weil sie wissen, daß ich kein Schauspieler bin, der sich um eine neue Rolle bewirbt“.

Trotz gegenteiliger Beteuerungen ist ihm aber wohl die Aussichtslosigkeit seiner Kandidatur bewußt. Anders sehe es aus, „könnte das Volk den Bundespräsidenten direkt wählen, dann“, so prophezeit der Richter auf Lebenszeit, der momentan freigestellt ist, „wäre die Sache sicher sehr spannend“. Denn die Bürger sehnten sich „nach einem Präsidenten, der mit beiden Beinen im Leben steht. Der vielleicht gerade nicht aus diesem Berliner Betrieb kommt“.