© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/16 / 28. Oktober 2016

Aixtron-Verkauf geplatzt
China ausgebremst
Thomas Fasbender

Aixtron, angeschlagener Produzent von Anlagen zur Fertigung von Chips für LED-Leuchtdioden, darf jetzt doch nicht an den chinesischen Investmentfonds Fujian Grand Chip Investment verkauft werden. Das Wirtschaftsministerium weiß offensichtlich nicht, was es will. Am 8. September hatte die Behörde die Übernahme bereits abgesegnet, am 21. Oktober wurde die Unbedenklichkeitsbescheinigung widerrufen. Am selben Tag war die Frist für die Aktionäre verstrichen, während derer sie ihre Anteilsscheine dem chinesischen Interessenten zum Preis von sechs Euro andienen konnten. Rund 65 Prozent haben davon Gebrauch gemacht. Der Kauf wäre zustande gekommen.

Die sechs Euro lagen leicht über dem Durchschnittspreis der zurückliegenden Wochen – am Montag nach der Entscheidung des Ministeriums sackte das Papier dann auf fünf Euro ab. Daß es noch viel tiefer geht, zeigen die Monate zu Jahresbeginn, als Aixtron gerade bei drei Euro notierte.

Während die Aktionäre mit dem Angebot also überwiegend zufrieden sind – auf der Hauptversammlung im Frühjahr hatte es noch Protest gegen die Übernahme gegeben –, stellt sich jetzt das Ministerium quer. Hatte man dort gehofft, die Aktionäre würden die Chinesen schon zurückweisen? Aus Sicht der Politiker wäre das verständlich. Wie auch immer sie entscheiden, es hagelt Kritik. Verbietet der Minister den Einstieg der Chinesen, wird vor unzeitgemäßem Protektionismus gewarnt, nickt er ihn ab, heißt es, er betreibe den Ausverkauf deutschen Know-hows. 

Aber warum ist kein europäischer Investor interessiert? Allein schon das Interesse Chinas an der Herzogenrather Hi-Tech-Schmiede hätte ehrgeizige Unternehmer auf den Plan rufen müssen. An mangelndem Geld kann es nicht liegen, das zeigt die Entwicklung der Immobilienpreise. Oder trifft hier das Diktum von Ungarns Premier Viktor Orbán zu: „Statt eigener Kinder wählt Europa Migranten, statt Arbeit die Spekulation“?