© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/16 / 28. Oktober 2016

Die Ausbreitung des Islam machte ihm Sorgen
Gedenken: Am Reformationstag vor zehn Jahren hat sich Pfarrer Roland Weißelberg in Erfurt das Leben genommen
Werner Olles

Am 31. Oktober jährt sich der Feuersuizid von Pfarrer Roland Weißelberg (JF 46/06) zum zehnten Mal. Der damals 73jährige wählte bewußt diesen Tag, an dem Protestanten das Reformationsfest begehen, und den Ort, das Erfurter Augustinerkloster, in das Martin Luther 1505 eingetreten war. In einem Abschiedsbrief begründete er seine Selbstverbrennung mit der Ausbreitung des Islam in Deutschland.

Der aus Königsberg stammende Pfarrer, der sich bereits vor 1989 mit dem SED-Regime angelegt hatte, war seinen Kirchenoberen jedoch auch nach der Wiedervereinigung ein Dorn im Auge. Wiederholt hatte er das feige Wegducken der Kirchenleitung vor der Ausbreitung, dem gefährlichen Einfluß des Islam und den maßlosen Ansprüchen seiner Verbände angemahnt, die wachsende Bedrohung und Verfolgung von Christen in islamischen Ländern beklagt und in Leserbriefen vor der zunehmenden Islamisierung Deutschlands und des ehemals christlichen Abendlandes gewarnt. Die Folge war seine Ausgrenzung als „lästiger Nörgler“ und „notorischer Querulant“ durch maßgebliche Repräsentanten seiner Kirche. Pfarrer Weißelberg mühte sich um Gehör, doch er fand keines.

In seiner Kirche fand er kein Gehör

Am Vormittag des 31. Oktober 2006 stieg er in eine für den Wiederaufbau der Klosterbibliothek ausgehobene Kellergrube. Da die Kantatenmesse bereits begonnen hatte und das Hauptportal geschlossen war, mutmaßten die Medien später, daß er vorhatte, sich während des Gottesdienstes in der Kirche anzuzünden. Radion Jelew, ein Angestellter des Klosters, sah den lichterloh brennenden Mann zuerst. Er alarmierte Notarzt und Feuerwehr und versuchte die Flammen zu ersticken. Schwester Ruth Meili, eine evangelisch-lutherische Ordensfrau, stieg ebenfalls zu ihm in die Grube und betete kniend für den Schwerverletzten, der so entstellt war, daß sie ihn nicht mehr erkannte. Am nächsten Tag erlag der Pfarrer im Zentrum für Schwerbrandverletzte im Klinikum Halle seinen Verbrennungen.

Nach Aussage Jelews habe der in Flammen stehende Mann laut „Oskar“ und „Jesus“ gerufen. Pfarrer Weißelberg bekannte bis zuletzt den Glauben an seinen Erlöser und gedachte zugleich seines Amtsbruders Oskar Brüsewitz, der sich am 18. August 1976 vor der Michaeliskirche in Zeitz aus Protest gegen die Unterdrückung des religiösen Lebens in der DDR mit Benzin übergossen hatte und brennend durch die Straßen lief.

Noch kurz vor Weißelbergs Tod hatte es Debatten gegeben über die von Hans Neuenfels inszenierte Oper „Idomeneo“, an denen er sich beteiligte. Aus Angst vor Übergriffen islamischer Eiferer hatte die Intendantin der Deutschen Oper Berlin die Mozart-Oper, in der abgeschlagene Köpfe von Buddha, Mohammed und Jesus gezeigt werden sollten, abgesagt. Wider Erwarten störte sich Pfarrer Weißelberg jedoch nicht an der Absage, sondern an der „Liquidierung der Religion“ durch eine „blutrünstige Orgie“, eine Verächtlichmachung des Christentums und des Islam gehöre nicht zur deutschen und europäischen Kultur. Anders als die „feigen Bildungsbürger“ (Armin Geus) unterschied Weißelberg zwischen der Religion des Islam, die er theologisch scharf ablehnte, und dem totalitären Islam und dessen Gewaltbereitschaft gegen Juden, Christen, Atheisten und alle Nichtmuslime.

Der Tenor in Leitmedien wie Spiegel, Zeit etc. zum Flammentod des aufrechten Pfarrers war voller Ignoranz und Arroganz. „Verrückt“ und „sinnlos“ sei seine Tat gewesen. Der Magdeburger Bischof Axel Noack, „zweifellos hinreichend informiert, daß Weißelberg kein Gehör in der Kirche fand, obwohl er sich wiederholt darum bemühte“ (Geus), monierte, daß es niemanden gab, an den er sich hätte wenden können. Einzig in dieser Zeitung erschien unter anderem ein einfühlsamer Beitrag von Anni Mursula, der auch im Internet-radio „Das Wort Gottes“ gesendet wurde.

Verdienstvollerweise erinnert jetzt der Medizinhistoriker Armin Geus, ein gestandener Agnostiker, mit einem sehr schön gemachten Faltblatt an den Feuersuizid des weitgehend  vergessenen Pfarrers. Geus zitiert Arnold Gehlen: „In dieser Welt ist man selbst von den Kirchen verlassen, die die Wahrheit nicht mehr auf der Rückseite des Lebens suchen, sondern vorne mitspielen wollen.“