© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/16 / 04. November 2016

Blick in die Medien
Bröckelnde Meinungsmacht
Tobias Dahlbrügge

Die Landesmedienanstalten erheben halbjährlich den „Medienvielfaltsmonitor“, um die „Meinungsmacht“ der Sender und Verlage zu messen. Das Handelsblatt veröffentlichte kürzlich die Daten für das erste Halbjahr 2016.

Auf den ersten Blick können die Medienkonzerne zufrieden sein: Die größten Meinungsmacher erreichten bei der Verbreitung von Informationen zusammen einen Marktanteil von mehr als 75 Prozent. 

Den dicksten Anteil hat die ARD mit 21,8 Prozent. Auf dem zweiten und dritten Platz behaupten sich Bertelsmann (12,1 Prozent) und Axel Springer (7,9 Prozent). Das ZDF sowie Burda und die Funke-Gruppe konnten sogar jeweils ein halbes Prozent zulegen, dümpeln aber dennoch bei 7,9 beziehungsweise 2,9 und 2,4 Prozent vor sich hin.

Die Macht des Fernsehens schwindet, die des Internets steigt, gerade bei jungen Leuten.

Das meinungsmächtigste Massenmedium bleibt demnach das Fernsehen. Doch im Vergleich mit den Vorjahreszeiträumen zeigt sich: Die Macht schwindet. Die TV-Sender verloren seit 2011 zusammen gut fünf Prozent, die drei genannten Spitzenreiter davon je rund eines. Bei den jungen Leuten zwischen 14 und 29 Jahren ist das Internet die Infoquelle Nummer eins: Fast die Hälfte schaut lieber ins Netz, nur ein Viertel schaltet das TV ein. Tageszeitungen liest nur jeder zehnte. Internetblogs erreichen mit über 16 Prozent eine relevante Größe im Markt-Monitor.

Die Urheber der Studie behaupten, es gelinge den Zeitungskonzernen zunehmend, Auflagenverluste durch Onlineangebote auszugleichen, doch dabei darf man skeptisch sein. Geschlossen wird das daraus, daß die Onlineausgaben klassischer Printmedien auch im Internetsektor „führende Positionen innehaben“.

Die tatsächlich führenden Positionen in diesem Bereich besitzen jedoch Google und Youtube (beide um 90 Prozent), die allerdings keine eigenen Inhalte produzieren. Und auf der Videoplattform lassen sich auch nonkonformistische Informationen verbreiten. ... noch.