© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/16 / 04. November 2016

Frisch gepresst

Bamberger Reiter. Gruppen-biographien sind augenblicklich en vogue. Im Forschungsbetrieb zur Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus prägen sie indes schon seit Jahrzehnten das Geschäft. Umso erstaunlicher ist es daher, daß zwar Studien zentraler Netzwerke der Opposition vorliegen, des Kreisauer Kreises oder des Amtes Canaris etwa, aber, abgesehen von der eher militär- als mentalitätshistorisch orientierten Monographie August Graf von Kagenecks (1992), das elitäre Bamberger Reiterregiment 17 bislang wenig Beachtung gefunden hat. In dieser Truppe, der neben Claus Schenk Graf von Stauffenberg noch weitere Offiziere entstammten, die den Staatsstreich vom 20. Juli 1944 mit ihrem Leben bezahlten, spürt die Historikerin Martina Metzger den geistigen Wurzeln des Umsturzversuchs nach. Daß die bayerische, christlich-konservative Militärtradition, in der das Regiment stand, seine Offiziere jedoch nicht zwangsläufig zu Frondeuren bestimmte, ihr Ethos sie aber gleichwohl auf Distanz zum NS-Regime hielt, zeigen ihre Biographien von Bamberger Reitern im Fronteinsatz. Der stattliche Band, der noch in Familiennachlässen schlummerndes Material verwertet, wird durch einen umfangreichen Dokumenten-anhang bereichert. (ob)

Martina Metzger: Offiziersehre und Widerstand. Das Reiterregiment 17 und die Wurzeln des Staatsstreichs vom 20. Juli 1944, Verlag Veit Scherzer, Bayreuth 2016, 303 Seiten, Abbildungen, 24,80 Euro





Politisch unkorrekt. Ob den Spuren Ernest Hemingways in der hektischen, lärmenden Weltmetropole Paris folgend, ob auf der Suche nach vollkommener interkultureller Kompetenz oder als Streiter gegen die Umbenennung der Von-Lettow-Vorbeck-Straße in Saarlouis: Norbert Breuer läßt in seinen kurzweiligen Geschichten kaum ein Thema aus. Mal Brisantes, wenn der 1954 geborene Saarländer über den Bann der Burka berichtet, mal politisch Unkorrektes im Zuge der „Einweißung des Sarotti-Mohrs“ oder Erhellendes um 1870/71 und dessen Denkmale in Sedan und Gravelotte. Dabei macht der selbständige internationale Managementberater keinen Hehl aus seiner politischen Überzeugung. Von Jugend an habe er „durchaus seine linkssozialen“, ja „grünen“ Seiten gehabt, doch zunehmend sei er konservativer geworden, dies sei „gut und ehrbar“, wie Breuer selbstbewußt bekennt. (ctw)

Norbert Breuer: Der eingeweißte Sarotti-Mohr. Das Norbert Breuer-Lesebuch. Juwelen Verlag, Regensburg 2016, gebunden, 432 Seiten, 16,90 Euro