© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/16 / 11. November 2016

CD-Kritik: Fanfare Ciocarlia
Fröhliche Militanz
Sebastian Hennig

Ciocârlia heißt auf rumänisch die Lerche. Eine Lerche macht noch keinen Sommer. Eine Lerchen-Fanfare dagegen vermag Tote zu erwecken. Der rumänische Musikanten-Clan Fanfare Ciocarlia erwuchs aus einer typischen Dorfkapelle der Zigeunersiedlung Zece Prajini im rumänischen Teil von Moldau. Die Gratwanderung zwischen chaotischer Festkultur und westlichem Konzertbetrieb gelingt ihnen seit zwanzig Jahren. Für ein anderthalbstündiges Konzert, wie unlängst beim Jazzfest Dresden, benötigen sie eine Stunde, um Raum und Zeit hinwegzutrompeten und zu zertrommeln. Bühne, Scheinwerfer und Tontechnik verfliegen ins Nichtige, und jedes noch so versnobte Publikum wird in eine Aura fröhlicher Militanz gezogen.

Die behäbig erscheinenden Herren erweisen sich dabei als versierte Hand- und Mundwerker. Zehn Blasmusiker und zwei Schlagzeuger entfachen einen rhythmisch geordneten Lärm, der klingt wie die nervöse Mischung aus einer sizilischen Osterprozession, einem brasilianischer Karnevalszug und bierseliger böhmischer Dorfpolka. Das letzte Stück ihrer aktuellen CD „Onwards to Mars“ ist dann auch tatsächlich zusammen mit der kolumbianischen Kapelle Puerto Candelaria aufgenommen. Zwei Tuben und zwei Hörner geben mit der Baßtrommel das Continuo, über dem sich vier Trompeten und zwei Saxophone ansingen.

Fanfare Ciocarlia Onwards to Mars Asphalt Tango Records, 2016  www.asphalt-tango.de