© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/16 / 11. November 2016

Meldungen

Muezzin soll in Gottesdienst rufen

BREMEN. Ein Muezzin soll in der evangelischen Friedenskirche in Bremen während eines musikalischen Gottesdienstes mit den Worten „Allahu akbar“ („Allah ist größer“) zum Gebet rufen. Der Ausruf, der zugleich das islamische Glaubensbekenntnis ist, soll im Rahmen einer Aufführung des Oratoriums „The Armed Man“ (Der bewaffnete Mensch) erklingen. Das Antikriegsstück des britischen Komponisten Karl Jenkins aus dem Jahr 2000 wird am 13. November in der Kirche aufgeführt. Jenkins lasse darin den muslimischen Gebetsruf gleichberechtigt neben jüdischen und christlichen Hoffnungstexten erklingen, erklärte Gemeindepfarrer Bernd Klingbeil-Jahr gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Der Komponist spreche so die drei Buchreligionen an und erinnere sie an ihre Verantwortung für den Weltfrieden. Da das Werk die liturgische Gestalt eines Gottesdienstes habe, solle es auch bewußt im Rahmen eines Gottesdienstes aufgeführt werden. Kritik an dem Vorhaben äußerte der Pastor der St.-Martini-Gemeinde in Bremen, Olaf Latzel, gegenüber idea. Daß ein Muezzin in einer Kirche das muslimische Glaubensbekenntnis ausrufen dürfe, sei „eine Katastrophe“ und „der gröbste Verstoß gegen das erste Gebot (Du sollst keine Götter haben neben mir), den man sich vorstellen kann“. Als Jenkins „Friedensmesse“ 2007 im Berliner Dom aufgeführt werden sollte, sperrte sich das Domkirchenkollegium dagegen. Ein Muezzin dürfe sein Glaubensbekenntnis nicht in einer Kirche ablegen, hieß es damals. Daraufhin wurde die Aufführung ins Konzerthaus verlegt. (JF/idea)





Literaturpreis für Jenny Erpenbeck

AACHEN. Die Berliner Schriftstellerin Jenny Erpenbeck (49) hat den Walter-Hasenclever-Literaturpreis der Stadt Aachen bekommen. Sie erhielt die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung vergangenen Sonntag für ihren 2015 erschienenen Roman „Gehen, ging, gegangen“ (Knaus Verlag) über Flüchtlinge in Deutschland. Darin schildert sie das Leben Asylsuchender aus Afrika, die in Berlin-Kreuzberg einen zentralen Platz besetzten. Erpenbeck gebe den Flüchtlingen eine Stimme und nutze dabei „eindrucksvoll und virtuos“ das Mittel des Romans, um die Leser in die Zeitgeschichte einzubeziehen, begründete die Jury ihre Wahl. „Jenny Erpenbeck bringt uns diese Menschen berührend nahe, stellt dabei unser langweiliges Alltagsleben in Frage und plädiert für ein respektvolles Miteinander zum unbedingten Vorteil aller“, erklärte die Jury-Vorsitzende Barbara Schommers-Kretschmer. Der seit 1996 alle zwei Jahre verliehene Preis erinnert an den expressionistischen Schriftsteller Walter Hasenclever (1890–1940). (tha)

 http://walter-hasenclever-gesellschaft.de