© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/16 / 11. November 2016

Bonner Justiz: Eliten aus NS-System waren auch nach 1945 noch da
Als sensationelle Enthüllung verkauft
(wm)

Eingesetzt wurde die Kommission zur Untersuchung der Nachkriegsgeschichte des Bundesjustizministeriums (BMJ) noch von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). Sie beendete ihre Arbeit Anfang 2016 unter Amtsnachfolger Heiko Maas (SPD), der sich von dem gedruckten Resultat ihrer Recherchen („Die Akte Rosenburg“) pflichtschuldigst „erschüttert“ zeigte. Haben die Historiker und Juristen unter Leitung von Manfred Görtemaker (Potsdam) und Christoph Safferling (Erlangen) doch tatsächlich ermittelt, daß nicht etwa, wie Henryk M. Broder spottete, Überlebende der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ das Bonner BMJ aufbauten, sondern „Nazis“. Und zwar „klammheimlich“, wie sich Rolf Lamprecht, der greise Gründungsvorsitzende der Justizpressekonferenz Karlsruhe, empört (Neue Juristische Wochenschrift, 42/2016). Er selbst, der die fünfziger Jahre bewußt miterlebt habe – aber offenbar vom SED-„Braunbuch“ zur „Bonner Nazi-Justiz“ nicht gehört oder es als „kommunistische Feindpropaganda“ abgetan hat – fühle sich „im nachhinein betrogen“. Aber dank mutiger „Bereitschaft zur uneingeschränkten Erforschung der Wahrheit“ werde nun Vertrauen zurückgewonnen, auch wenn die zentrale Botschaft des Kommissionsberichts „weh tut“: „Die Nachkriegsjustiz ist von alten Nazis aufgebaut, dirigiert – und stellenweise manipuliert worden.“ 


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