© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/16 / 18. November 2016

Mike Pence. Wer ist der neue US-Vizepräsident, der mit Donald Trump ins Amt kommt?
Der Konservative
Thorsten Brückner

Es war eine Heimkehr im Triumph, als der frisch gewählte Vizepräsident am Tag nach der Wahl zu den Klängen von Country-Musik vor seinen Anhängern seinem ins Abendrot getauchten Flugzeug am Flughafen von Indianapolis entstieg. Er ist einer der ihren. Ein echter „Hoosier“, so die Bezeichnung für die alteingesessenen Einwohner Indianas.

Geboren 1959 in der Kleinstadt Columbus südlich von Indianapolis als Sohn irischstämmiger Eltern, verbrachte Mike Pence, der ursprünglich katholischer Priester werden wollte, seine Karriere bis ins Jahr 2000 in dem 6,5 Millionen Einwohner zählenden Staat im Mittleren Westen. Christ, Konservativer und Republikaner und das in dieser Reihenfolge – so charakterisiert sich der ehemalige Radiotalkshow-Moderator selbst. Seine Bekehrung zum Republikaner erlebte der Jurist, der auch einen Universitätsabschluß in Geschichte besitzt, in den achtziger Jahren. Das große Vorbild des damaligen Demokraten: Ronald Reagan. Das Foto seiner ersten Begegnung mit ihm in Washington, als er sich als damals 29jähriger um ein Kongreßmandat bewarb, steht noch heute in seinem Büro im Statehouse in Indianapolis, wo er seit 2013 das Amt des Gouverneurs ausübt. Mit Erfolg steuerten er und sein republikanischer Amtsvorgänger Mitch Daniels Indiana durch die Rezession. Pence setzte Steuererleichterungen für Unternehmen durch und schaffte die Erbschaftssteuer ab. Einen Einbruch erlebte seine Beliebtheit 2015. Mit einem Gesetz wollte er christliche Firmen vor Klagen von Homosexuellenorganisationen schützen. Das republikanisch dominierte Parlament des Bundesstaates verkehrte nach heftigen amerikaweiten Protesten Pences Entwurf ins Gegenteil: Konservative und Linke waren gleichermaßen sauer auf ihn, seine Zustimmungswerte sanken unter fünfzig Prozent.

Nehmerqualitäten mußte Pence bereits zu Beginn seiner politischen Laufbahn beweisen. 1988 und 1990 verlor er gegen demokratische Konkurrenten im Duell um einen Sitz im Repräsentantenhaus. Heute ist der in der persönlichen Begegnung manchmal etwas steif wirkende Mann mit dem weißen Haar, der in seinem bedachten Auftreten ein wenig wie die fleischgewordene Antithese zu Trump wirkt, der Liebling der US-Evangelikalen. Viele von ihnen haben Trump nur seinetwegen gewählt. Er sei ein „katholischer Evangelikaler“ betont der in einem römisch-katholischen Elternhaus aufgewachsene 57jährige immer wieder. Sein politisches Handeln speise sich aus seinem Glauben. Abtreibung lehnt er strikt ab, die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, Homo-Ehen zu legalisieren kritisiert er scharf. In der Ausübung seines Amtes wolle er sich an George Bushs Vizepräsident Dick Cheney orientieren, so Pence, und eine aktive Rolle spielen – einen Herzschlag entfernt vom mächtigsten Amt der Welt.