© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/16 / 18. November 2016

Frisch gepresst

Geopolitik. Nachdem sie die Bewältigung der von ihr forcierten Invasion Hunderttausender „Flüchtlinge“ lange als „humanitäre“ Mission verkaufen konnte, scheinen ihre jüngsten Einlassungen, wonach in Afrika Deutschlands Wohlstand verteidigt werden müsse, auf Angela Merkels schüchterne Kontaktaufnahme mit der Realität hinzudeuten. Wenn auch der stets nur „auf Sicht fahrenden“ Kanzlerin große Horizonte wohl auf ewig verschlossen bleiben, so sorgt ihr Blick nach Afrika immerhin für mehr öffentliches Interesse an geopolitischen Determinanten deutscher Außenpolitik. Denn „ohne geopolitisches Weltbild kann kein umfassendes und wirklichkeitsgerechtes Weltbild“ entstehen. Wolfgang Effenbergers Buch über den „Geo-Imperialismus“ der USA will dieses Wissen vermitteln und vertiefen. Was sich derzeit an „Wanderungsbewegungen“ Richtung Europa, nahöstlichen Gemetzeln oder der US-Konfrontation mit Rußland ablesen lasse, so Effenbergers zentrale These, gehorche einer langfristigen US-Strategie, den eurasischen Kontinent unter Kontrolle zu bringen. Da seine These durch die Auswertung von US-Quellen dokumentiert wird, könnte ihre Diskreditierung als „Verschwörungstheorie“ schwerfallen. (dg)

Wolfgang Effenberger: Geo-Imperialismus. Die Zerstörung der Welt. Kopp Verlag, Rottenburg 2016, gebunden, 368 Seiten, Abbildungen, 19,95 Euro





Baumeister. Bei der Frage, welcher Baumeister denn wohl das Brandenburger Tor geschaffen habe, stehen, günstigenfalls schwankend zwischen Langhans und Gilly, nicht selten auch im klassischen Kanon gebildete Zeitgenossen auf dem Schlauch. Denn seltsamerweise bewegen sich viele Menschen durch Großstadtlandschaften, die sie täglich durcheilen, mit ihren markanten Gebäuden, Brücken, Denkmalen und Parks, orientierungslos wie im dichten Nebel. Zumindest historisch-topographisch interessierten Berlinern, die nicht länger im Tal der Ahnungslosen umherirren möchten, steht jetzt ein Kompendium zur Verfügung, das jeden touristischen Stadtführer und die gesammelten Wikipedia-Einträge sowieso um Längen schlägt: der in der Reihe Berlinische Lebensbilder erschienene, großzügig bebilderte Sammelband über jene Baumeister, Ingenieure und Gartenarchitekten, deren Werke das Gesicht der deutschen Hauptstadt bis heute prägen. (wm)

Jessica Hänsel u. a. (Hrsg.): Baumeister – Ingenieure – Garteningenieure. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2016, gebunden, 671 Seiten, Abbildungen, 49,90 Euro