© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/16 / 18. November 2016

Haltungsnote
Ohne Rücksicht auf Verluste
Jörg Fischer

Fritz Berg, Hanns Martin Schleyer, Tyll Necker, Hans-Olaf Henkel – die Präsidenten des Industrieverbands BDI haben knallharte Wirtschaftsinteressen vertreten. Seit Ulrich Grillo sieht das anders aus. Bei den Rußland-Sanktionen hätten betriebswirtschaftliche Erwägungen zurückzustehen, eine Obergrenze für Flüchtlinge sei nicht denkbar, dekretierte der 57jährige Diplom-Kaufmann (JF 47/15). Da überrascht es nicht, daß er – nach Schockstarre wegen des Donald-Trump-Wahlsiegs – nun den USA ohne Rücksicht auf Verluste die Leviten liest: Die Wahlkampfrhetorik bei den Themen „Rassismus, Chauvinismus, Populismus, Sexismus“ müsse ein Ende haben, verlangte Grillo im Deutschlandfunk. Sollte Trump den Freihandel einschränken, drohte er indirekt fast mit Handelskrieg: „Amerika exportiert immerhin Waren und Dienstleistungen im Wert von über 500 Milliarden Euro nach Europa, und ich bin mir sicher, darauf kann er nicht verzichten.“ Die USA bräuchten zudem Zwischenprodukte und Ingenieurtechnologie aus Deutschland, so Grillo süffisant. Da kann Heidelberg-Cement nur hoffen, daß der künftige BDI-Boß Dieter Kempf betriebswirtschaftlicher denkt und den Niederlassungen in Texas und Arizona den Beton für Trumps Mauer gen Mexiko liefern läßt.