© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/16 / 25. November 2016

Haltungsnote
In Peru spricht man Deutsch
Christian Rudolf

Ein russisches Sprichwort sagt: Die Sprache führt bis nach Kiew. Will sagen: Sprich mit den Leuten, und du schaffst es überall hin. Kürzlich trug unsere deutsche Sprache sogar im südamerikanischen Peru zur Verständigung bei. Bis Sonntag saßen in der Hauptstadt Lima 21 Staats- und Regierungschefs zum Apec-Gipfel zusammen. Die Mitglieder der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft treffen alle Beschlüsse des Forums im Konsens – da ist es zweckdienlich, miteinander zu reden. Als der Gastgeber, Perus Präsident Pedro Kuczynski, zu Beginn auf Rußlands Staatschef Putin traf, wollten beide erst einmal klären, wie sie sich denn miteinander unterhalten sollten. Ku­czynski (77), der in einem langen Leben viele Orte und Kulturen kennengelernt hat, konnte kein Russisch. Dessen Vater verließ als jüdischer Arzt 1933 seine Heimat Berlin und floh nach Südamerika. Wladimir Wladimirowitsch tat zunächst, als wolle er Dolmetscher rufen lassen, bis der Peruaner einwarf, er spreche ein wenig Deutsch. Der Russe gab ebenfalls auf deutsch zurück: „Wir können dann auch deutsch reden, wenn Sie möchten.“ Ob sich dergleichen spontan so zugetragen hat oder speziell arrangiert wurde, damit Journalisten etwas zu schreiben haben, wissen wir nicht, aber hübsch ist die Geschichte.