© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/16 / 02. Dezember 2016

Leserbriefe

Zu: „Merkel gegen Merkel“ von Wolf B. Kernig, JF 48/16

Letzte Hoffnung NRW

Angesichts der neuen Kandidatur von Merkel bleibt nur zu hoffen, daß die CDU bei der NRW-Wahl total auf die Nase fliegt und es dann einen internen Aufstand gibt. Immerhing geht es doch um viele Bundestagsjobs. Man könnte dann Horst Seehofer aufs Schild heben. Denn was wäre mit weiteren vier Jahren Merkel zu erwarten? Es ist ihr gelungen, die EU zu spalten und durch ihre Politik den Brexit zu befördern.

Alfred Hajek, Dresden






Zum Schwerpunktthema: „Die Angstgegner“, JF 47/16

Aufregung fehl am Platz

Was soll die Aufregung um Donald Trump nach der gewonnenen Wahl? Von ihm könnten unsere Politiker was lernen: „USA first“! Wann hat je ein deutscher Politiker – links wie rechts – gesagt: „Deutschland zuerst!“

Karl-Heinz Bauer, Saarbrücken




Nur noch zum Fremdschämen

Daß Hillary Clinton für fast alle Politiker unerwartet nicht „Herrin der Welt“ wurde, führte vor allem in der deutschen Politik und den Medien hierzulande zu derart herablassenden und arroganten Äußerungen, daß es nur noch zum „Fremdschämen“ ist. Und Jean-Claude Juncker will dem neuen US-Präsidenten „beibringen, worauf Europa beruht und nach welchen Prinzipien Europa funktioniert“. Der europäische Oberlehrer sollte sich nicht zu sicher sein, auch für ihn kann sich das Blatt noch wenden. Bleibt die Frage: Sollte man der US-Administration ein gutes Gedächtnis wünschen?

Heidi Körmer, München






Zu: „Berliner Wagenburg“ von Michael Paulwitz, JF 47/16

Eine neue Moral der Feigheit

Steinmeier soll also neuer Bundespräsident werden. Doch welche Moral und und Werte vermittelt dieser Mann, der vor anderthalb Jahren bis zum letzten Tag vor der Gedenkfeier zum Armeniermord im Bundestag zu verhindern suchte, daß das Wort Genozid ausgesprochen werde, so daß sogar der Deutschlandfunk kommentierte: „Herr Steinmeier, Diplomatie endet bei Völkermord.“ Ebenso blieb er der Abstimmung zur Armenien-Resolution in diesem Jahr fern. Gilt jetzt eine neue Moral der Feigheit?

Helga Mkrjan, Biederitz






Zu: „Der Super-GAU für Linke“ von Dieter Stein, JF 47/16

Im Irrtum befangen wie 1990

Achtung! Der Trumpsche Sieg bedeutet keine Wende für hiesige Nichtlinke. Ein nonkonformer Einbruch in den USA ist hier kein Umbruch. Ein Abgang angezählter Etablierter ist Wunschdenken. Schon einmal, zu Beginn der 1990er Jahre, glaubte man rechts an das Ende der Ideologien. Aber in die Leerstelle ist das Projekt Multikulturalismus plaziert worden, das bis weit in die politische Mitte hinein Gläubige und Trittbrettfahrer gefunden hat. Damit hat die Mitte abgedankt und geholfen, Gesinnungslager zu schaffen, die immer weniger gewillt oder fähig scheinen, einen Dialog zu führen. Sind überhaupt noch tiefgreifende Reformen möglich? Zur Umkehr muß leider fast immer eine fundamentale Katastrophe eintreten. Die Anschläge in Frankreich wie auch die Kölner Silvesternacht haben für das Gros der Wähler noch nicht diese Intensität erreicht. 

Eine neue Epoche wird erst dann Fuß fassen, wenn Trump erfolgreich regiert, wenn die EU zerfällt und wenn ebenso in den wichtigen europäischen Ländern Nationalliberale oder Nationalkonservative gut regieren. Parallel dazu müßte sich das links-neoliberale Lager zersetzen. Der Wandel muß jedoch erkämpft werden.

Rudolf Kraffzick, Hainau






Zu: „ Vom hohen Roß absteigen“ von Werner Patzelt, JF 47/16

Merkel kann sich nicht ändern

Die derzeitigen Politiker, Journalisten und zivilgesellschaftlichen Köpfe kommen aus der linksliberalen Nummer nicht mehr raus. Wenn Angela Merkel ein wenig zurückrudert, wirkt das nicht überzeugend. Kleine taktische Zugeständnisse reichen den Wählern nicht, sie wollen die echte Vertretung ihrer Interessen. Es läuft auf einen umfassenden Umbruch mit neuem Personal hinaus.  

Wolfgang Richter, Staudernheim






Zu: „Integrationsgipfel / Dreiste Forderungen“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 47/16

Scheitern vorprogrammiert

Integration kann nicht gelingen. Integration muß scheitern. Das ist die Aussage des britischen Intellektuellen Enoch Powell, der schon vor Jahrzehnenten die Lage erfaßte. Powell, Mitglied des Kabinetts, befaßte sich mit dem Kernproblem der Integration. Integrieren ließen sich kleine Gruppen: sind die Zuwanderer einmal bei zehn Prozent der Bevölkerung angelangt, dann empfinden sie den Druck zur Anpassung nicht mehr, sondern können ihrerseits politischen Druck in ihrer neuen Heimat ausüben. Angesichts dieser Lage noch Integrationsbereitschaft bei den Immigranten anzunehmen sei, so Powell, ein „lächerliches Mißverständnis“ – und ein sehr „gefährliches“.

Erich Blessmann, Treuchtlingen






Zu: „‘...dieser Veranstaltung lieber fernzubleiben’“ von Martina Meckelein, JF 47/16

Falsche Toleranz bei Moslems

In meinem Wohnort Neuwied wird Jahr für Jahr, mit dem Oberbürgermeister an der Spitze, der Verfolgung und Ermordung der Juden im Dritten Reich gedacht. Henryk M. Broder hält nichts von der verordneten Betroffenheitsrhetorik. Aktuell muß den Juden in Israel geholfen werden, denn der Staat ist existentiell bedroht, nicht von Neonazis, sondern von Muslimen weltweit. Die antisemitische Gesinnung der Muslime in Deutschland kommt schon dadurch zum Ausdruck, daß „Du Jude“ inzwischen als geläufiges Schimpfwort gilt. Diese Tendenz wird aber toleriert, und tatsächlich sind an vielen der Gedenkfeiern auch Vertreter diverser Islamvereine willkommen. Wann wird die etablierte Mischpoke noch an ihren Lebenslügen ersticken?

Jürgen Bollinger, Neuwied






Zu: „Religion ohne Gott“ von Lutz Sperling, JF 47/16

Weitergabe als Broschüre

Dieser Aufsatz sollte als Broschüre zum Weitergeben entwickelt werden. Der Schwachsinn kennt sonst wirklich keine Grenzen mehr.

Gisela Brunner, Freiburg






Zu: „Eine Spur der Verwüstung“ von Martin Voigt, JF 46/16

Jugend im Schuldstolz suhlend

Zunächst eine Anmerkung zu Ihrer Berichterstattung zum Volkstrauertag: Bezeichnenderweise wurde dieser bei uns in der evangelisch-lutherischen Kirche schon gar nicht mehr erwähnt. Stattdessen hatten wir einen Gottesdienst mit Flüchtlingshelfern und mit lokalen Flüchtlingen. 

Die von Ihnen geschilderte Besudelung von Denkmälern und Friedhöfen der Kriegstoten am Volkstrauertag ist ein Zeichen, wie „total“ die letzten beiden großen Welt-Kriege wirklich waren und uns Deutsche auch geistig und sittlich „total“ verwüstet haben. Ich, der ich beide Opas durch den Krieg verloren habe, den einen durch Tod, den anderen durch sein Verschwinden und Abkehr von der Familie, um weiter Kriege zu führen, und somit nur „Ersatzopas“ erlebte, bin erschüttert über diese Zustände. Mehr noch bin ich angewidert von diesen feigen, respektlosen, charakterlich verkommenen und moralisch sich im Recht fühlenden zumeist jungen Leuten. Diese sich im Schuldstolz suhlenden, seelenlosen und indoktrinierten, geistlosen Zombieavatare einer totalen Vernichtung der Gebote von Anstand und Menschlichkeit. Armes Deutschland, weine über die, die meinen, „richtig“ zu leben mit dem Hochmut der Nachgeborenen.

Uwe Burkart, Calw




Exklusives Recht auf Schändung

Die Schändung von Denkmälern für im Krieg getötete Soldaten ist exklusiv in der Welt wohl nur in Deutschland üblich und möglich. Als Bürger dieses Landes muß man dies mit Scham und Betroffenheit zur Kenntnis nehmen. 

Bemerkenswert ist hier das Verhalten eines Großteils der deutschen Medien, der etablierten Parteien und vor allem der christlichen Kirchenführer: Gerade sie und ihre Helfer im „Kampf gegen Rechts“, die oft bei nur minimalen Anlässen die „Menschlichkeit“, die „menschliche Würde“ und den „politischen Anstand“ in Gefahr sehen, schauen feige weg. Von ihrem sonst so häufigen „Aufschrei der Empörung“ keine Spur.

Wolfgang Röckelein, Eching






Zu: „Es gibt nur ein paar stille Tränen“ von Döring-Ernst von Gottberg, JF 46/16

Deutsch im Präteritum

Einen großen, gar herzlichen Dank Herrn von Gottberg für seinen im umfassenden Sinne hervorragenden, ja ergreifenden Text. Ob die Verachtung oder die Gleichgültigkeit das schlimmere Übel ist, das die „Heutigen“ der Generation gegenüber empfinden, für die stellvertretend Helmut Schmidt, Hans Robert Jauß und Otto Graf Lambsdorff stehen, sei dahingestellt. Wenn jedoch Leopold von Rankes Sentenz zutrifft, nach der man den Charakter eines Volkes daran erkenne, wie es seine Soldaten nach einem verlorenen Krieg behandele, stellt das Hier und Heute dem deutschen Volk ein erbärmliches Zeugnis aus. 

Oft und vielfältig beschäftigen sich Autoren in der JUNGEN FREIHEIT in unterschiedlicher Form mit der Frage nach dem Wesen des Deutschen. Angesichts der großartigen kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen, die die Historie mit deutschen Namen verbindet, scheint es, als schreibe die gesellschaftliche Realität auf allen Ebenen – also beim Prekariat, dem Bürgertum und den Funktionseliten des Jahres 2016 – Deutsch im Präteritum.

Stephan Wupper, München




Licht hinter die Kulissen

Als ehemalige „Wehrmachtslampe“ stehe ich mit 92 Jahren noch mitten im Leben. Ich habe viel erfahren: wie Soldaten auf den Dank für ihre Pflichterfüllung und Vaterlandstreue vergeblich warteten. Selbst der Volksbund nannte sie Täter. Wenn ich an Deutschlands Abschaffung denke in der Nacht, könnte ich auch ein paar stille Tränen verlieren. 

Ansonsten bin ich mit dem Sinn meines Lebens zufrieden. Meine Kinder lassen nun meine vollständige Biographie schreiben. Viele allerdings suchen überall die Schuld und nehmen nicht zur Kenntnis, daß schon im Ersten Weltkrieg die Alleinschuld-Zuweisung gelogen war. Darum ruft meine alte Lampe dem deutschen Michel zu: „Ich leuchte noch, schaut hinter die Kulissen nun!“

Martin Schröder, Detmold






Zu: „Mythos der Herde“ von Burkhard Voß, JF 46/16

Die drei Hauptsätze der Vernunft

Für mich als Diplom-Physiker bestimmt sich das Klima im wesentlichen durch die drei folgenden Hauptsätze. Erstens der Satz von Heraklit „Panta rhei“ (alles fließt). Der zweite Satz von Otto Waalkes: „Es wird wärmer oder kälter, das hängt vom Wetter ab.“ Und schließlich der dritte Satz von Valentin: „Voraussagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Es ist nun einmal nicht auszurechnen.

Klaus Buchwald, Augsburg




Zurück bis Robespierre

Ihr hier verwendetes Bild von der Schafherde illustrieren auch einige Zitate und Sprichworte. So läßt Büchner in „Dantons Tod“ Robespierre dekretieren: „Wer in einer Masse, die vorwärts drängt, stehenbleibt, leistet so gut Widerstand, als trät’ er ihr entgegen: er wird zertreten.“ Albert Einsteins Meinung zur Herde ist wohl bekannter: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein!“ Die etwas vulgärere Variante bringt es so zum Ausdruck: „Wer mit der Herde geht, kann nur den Ärschen folgen.“

Dr. Wilfried Rascher, Halle/Saale






Zu: „Ausbeutung von Schuldgefühlen“ von Felix Dirsch, JF 45/16

Gegenbeispiele ohne Beleg

Im Artikel finden sich Einzelzitate zu Marcel Beyer, jedoch keines aus Werken, Briefen usw. von Agnes Miegel und Josef Weinheber, die positiv Beyer gegenübergestellt werden. Interessant wäre, ob in den Übersetzungen Simkins ins Russische zum Beispiel Agnes Miegels Gedichtband „Ostland“ von 1940, ihre Gedichte: „Dem Führer!“ (1936), „An den Führer“ (1938) enthalten sind oder ihr Briefwechsel mit Hans Friedrich Blunck und das von ihr mitunterzeichnete „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ auf Adolf Hitler vom Oktober 1939 in der russischen Ausgabe erwähnt werden.

Zum Passus „Selbst die sowjetischen Soldaten behandelten Weinheber 1945 voller Hochachtung“ hätte der Leser gern mehr gewußt: Weinheber nahm sich am 8. April 1945 während der schweren Kämpfe in Österreich zwischen der Roten Armee und der Wehrmacht das Leben.

Heinz Johansmeier, Rietberg






Zu: „Rußlands Söhne mit der Doppelsigrune“ von Konrad Faber, JF 44/16

Falschen Eindruck vermittelt

Der Artikel von Konrad Faber ist unsachlich. Der uninformierte Leser könnte – überspitzt formuliert – glatt den Eindruck gewinnen, hier sei ein heldenhafter Deutschpole hinterrücks gemeuchelt worden. Tatsächlich hatte sich die Kaminski-Truppe durch zahlreiche Massaker an Zivilisten hervorgetan, die noch heute den deutschen Soldaten als Kriegsverbrechen angelastet werden. Bronislaw Kaminski war nicht willens oder in der Lage, das zu ändern. Seine Truppe griff sogar deutsche Einheiten mit Waffengewalt an, die sie an den Untaten hindern wollten. Deshalb wurde von Berlin aus die Order gegeben, diesem Spuk ein Ende zu machen. Zudem mußte General Wlassow anschließend massiv „überredet“ werden, diesen Trupp – dem man aus Sicherheitsgründen nicht die Wahrheit über den Tod ihres Anführers erzählt hatte – in seine Armee zu übernehmen.

Heinz Schiller, Ulm