© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/16 / 09. Dezember 2016

Anetta Kahane
Victorias Sieg
Felix Krautkrämer

Daß die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung als IM für die Stasi tätig war, ist kein Geheimnis. Unter dem Decknamen „Victoria“ spitzelte sie jahrelang für den DDR-Geheimdienst, belastete Personen und erhielt dafür die eine oder andere Belohnung. Ob sie dadurch den Angeschwärzten Schaden zufügte, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Historiker Helmut Müller-Enbergs verneint dies in einem Gutachten. Allerdings standen Müller-Enbergs weder die gesamte Stasi-Akte Kahanes zur Verfügung noch die Akten der Personen, über die sie berichtete. 

Der Stasi-Experte Hubertus Knabe hat sich Kahanes Akte nun nochmals genauer angesehen. Er kommt zu dem Schluß, ihre IM-Tätigkeit sei als „mittelschwer“ einzustufen. (Siehe S. 6). Knabe rät daher Bundesjustizminister Heiko Maas, die Kooperation mit der Amadeu-Antonio-Stiftung bei der Bekämpfung von Haßkommentaren im Internet auf Eis zu legen. 

Das aber wird nicht passieren. Kahane selbst sitzt fest im Sattel. Ihre Stiftung hat sich durch vielseitige staatliche Förderungen und Kooperationen längst einen behördenähnlichen Status erworben. Daran trägt auch die CDU Schuld. Denn sie hat lange ignoriert, daß sich vieles, das die Amadeu-Antonio-Stiftung propagiert, in letzter Konsequenz gegen die CDU selbst und große Teile ihrer Anhänger richtet.