© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/16 / 09. Dezember 2016

Blick in die Medien
Gelenkte Presse
Tobias Dahlbrügge

Der österreichische Presserat hat eine offizielle „Checkliste zur Berichterstattung über Flüchtlinge“ veröffentlicht. Die drei Senate des Presserates haben nach ihrer Erklärung „darüber beraten, wie man verantwortungsvoll über Flüchtlinge und Asylwerber berichtet“, da das Thema in der Bevölkerung und medial „emotional und kontrovers“ diskutiert werde. Die Anleitung „dient der Selbstreflexion und ist eine Orientierungshilfe für die Praxis“. Das Ergebnis ist eine tragische Realsatire. Hier einige Auszüge:

Zitat: „Habe ich geprüft, ob durch meine Fotoauswahl Vorurteile verstärkt werden?“ Kommentar: Es sei denn, ich wähle das übliche Paar schwarzer Springerstiefel für einen Beitrag über die AfD.

Habe ich geprüft, ob ich Informationen, die Vorurteile schüren könnten, weglassen kann?

Zitat: „Habe ich geprüft, ob ich Informationen, die Vorurteile schüren könnten, weglassen kann, ohne das Verständnis der Leserinnen und Leser zu beeinträchtigen? Journalisten sollten abwägen, ob es im konkreten Fall für das Verständnis erforderlich ist, die Herkunft von Tätern anzuführen.“

Kommentar: Nicht nötig, denn jeder Leser weiß inzwischen auch so, was wieder los war, wenn „Personen“, „Jugendliche“ oder „Familien“ mit Messern auf einzelne Opfer losgegangen sind.

Zitat: „Habe ich überlegt, ob durch meine Berichterstattung/meine Wortwahl/meine Fotoauswahl jemand gekränkt oder beleidigt werden könnte?“ 

Kommentar: Dann kann man die Berichterstattung gleich vollständig einstellen, denn Beleidigtsein ist quasi der normale Aggregatzustand von Vertretern eines gewissen Kulturkreises.

Zitat: „Kann ich zu dem Thema ein Internet-Forum eröffnen, ohne befürchten zu müssen, daß die Diskussion entgleist?“

Kommentar: Das einzige, was hier entgleist, ist die freie Meinungsbildung – durch eine politisch gelenkte Presse nach dem Muster totalitärer Regime. Die Linke ist einmal angetreten für einen „herrschaftsfreien Diskurs“ – davon ist nichts übriggeblieben.