© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/16 / 16. Dezember 2016

Er spielte oft „Feuerwehr“
Klaus Motschmann und die JF: Erinnerungen
Thorsten Thaler

Klaus Motschmann und die JUNGE FREIHEIT pflegten über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg eine sehr freundschaftliche, innige Beziehung. Altgedienten Mitarbeitern war er sogar schon seit Ende der achtziger Jahre bekannt. Sein erster Beitrag in dieser Zeitung 

erschien noch vor dem Wochenzeitungsstart im Februar 1993. Thema: „Sozialismus-Recycling in der evangelischen Kirche“.Vier Jahre später wurde er ständiger Kolumnist der JF, schrieb zudem Kommentare, längere Meinungsbeiträge und Blattaufmacher.

Häufig spielte er dabei auch „Feuerwehr“. Wenn die Redaktion kurzfristig noch ein Thema ins Blatt heben wollte, bei dem er als Autor erste Wahl war, oder für einen ausgefallenen Text rasch Ersatz benötigte, genügte meist ein Anruf bei Klaus Motschmann. Im Einsatz für die JUNGE FREIHEIT ließ er andere Verpflichtungen gern hintenan stehen, zuweilen sicher auch zum Leidwesen seiner Familie. Sein letzter Beitrag für die Zeitung datiert vom 10. Februar 2012 und befaßte sich mit politischer Kommunikation. Darin heißt es: „Es kommt nach einer Faustregel für alle Mittler politischer Bildung nicht allein darauf an, daß sie verstanden werden, sondern auch, daß sie nicht mißverstanden werden. Dies ist jedoch in zunehmendem Maße der Fall und trägt zu weiterer Desorientierung bei.“

Ansprachen auf Weihnachtsfeiern

Große Bedeutung hatte Klaus Motschmann für die JUNGE FREIHEIT auch als langjähriger Gastredner auf der jährlichen Weihnachtsfeier. Erstmals im Jahr 2000 gehalten, kreisten seine besinnlichen Ansprachen jeweils um die Geburt Jesu und die christliche Botschaft, sparten aber auch aktuelle Bezüge nicht aus. Zu seinem 75. Geburtstag im März 2009 richteten wir ihm im Verlag einen Empfang aus, auf dem sich JF-Chefredakteur Dieter Stein für die fruchtbare Zusammenarbeit bedankte.

Als er 2010/11 an Parkinson erkrankte und sich in der Folge auch erste Demenzerscheinungen einstellten, ging Klaus Motschmann ganz offen damit um. Die ärztlichen Diagnosen habe er pragmatisch und nüchtern aufgenommen, sagte seine Frau Dagmar in einem Gespräch in diesem Frühjahr, das wir für eine geplante Reportage über unseren Stammautor mit ihr führen durften. Er habe noch lange Zeit weitergearbeitet. „Zu sagen, ich kann es nicht mehr“, erinnerte sich Dagmar Motschmann, „das ist ihm ganz schwergefallen.“ Aufopferungsvoll und klaglos betreute sie ihren Mann bis zuletzt.