© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/16 / 16. Dezember 2016

Umwelt
Moderner Autoschrott
Volker Kempf

Das waren noch Zeiten, als Autos zu 75 Prozent aus Stahl bestanden und auf jedem Autofriedhof Schrottpressen standen. Mittlerweile besteht der Deutschen liebstes Kind nur noch zu 40 bis 50 Prozent aus Stahl. Aber auch dieser Anteil soll wiederverwertet werden. Dazu müssen Kunststoff vom Stahl abgetrennt, Aluminium und andere Leichtmetalle abgesondert werden. Anteile von Niob, Titan und Vanadium definieren unterschiedliche Festigkeiten von Stahl. Verbundmaterialien – einst dem DDR-Trabant vorbehalten – haben ebenfalls beim Karosseriebau Einzug gehalten. Kurzum: Stahlrecycling ist zu einer Wissenschaft für sich geworden. Die EU verlangt, ihre Ziele beim Recycling zu erreichen. Forschungsvorhaben werden betrieben, aber sich allein auf den technischen Fortschritt zu verlassen wäre zuwenig, schreibt das Umweltmagazin unter der Überschrift „Zukunftsperspektiven für das Altfahrzeugrecycling“.

Deutschland kann beim Auto-Recycling dank seiner Ingenieure neue Maßstäbe setzen.

Hinzukommen müsse das Gespräch mit den Autoherstellern, um letztlich nicht vor schier unlösbaren Aufgaben zu stehen. Daß der Stahlanteil in einem Auto kontinuierlich gesunken ist, hat einen einfachen Grund: Eisenlegierungen sind schwer, also werden Alternativen gesucht und gefunden. 100 Kilogramm Gewichtsersparnis bringe bis zu einem Liter Ersparnis beim Benzinverbrauch. Das klingt aufgerundet, aber die Logik stimmt. Das Recycling ist auf jeden Fall anspruchsvoller geworden, von weltweit wachsender Bedeutung, und es deuten sich zukunftsträchtige Berufsfelder an. Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zum Beispiel bietet einen Bachelor-Studiengang Recycling und Entsorgungsmanagement an. Deutschland kann auf dem Gebiet des Recyclings für Kraftfahrzeuge mit seiner Ingenieurs- und Managementleistung Maßstäbe setzen. Das muß für einen weltweit wichtigen Produktionsstandort von Pkw und Lkw allerdings auch der Anspruch sein.