© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/16-01/17 23. Dezember / 30. Dezember 2016

Fall Hussein K.
Offenbarungseid
Martina Meckelein

Zwölf Tage brauchte Hussein K. auf seinem Weg von Athen nach Freiburg. Als er sich am 12. November 2015 in Freiburg bei der Bundespolizei meldete und angab, ein 16jähriger Flüchtling zu sein, wußte er, daß er log. Er wußte, daß er wegen versuchten Frauenmordes vorbestraft und untergetaucht war. Ein paar Kilometer entfernt büffelte eine junge Frau für ihr Medizinstudium. Maria L. wußte zu dem Zeitpunkt nicht, daß sie noch genau elf Monate und vier Tage zu leben hatte.

Der Fall Hussein K. ist nicht nur der Offenbarungseid der europäischen Flüchtlingspolitik. Er ist ein Menetekel! Der griechische Ministerpräsident Tsipras sichert der Kanzlerin zu, Daten über ehemalige Strafgefangene zu liefern, die eventuell über die Balkanroute nach Deutschland gekommen sind. Deutsche Behörden sollen die Arbeit griechischer Ermittler erledigen. Tsipras gibt nämlich genau die Daten ehemaliger Häftlinge heraus, die seine Regierung durch das im April 2015 erlassenen Gesetzes freigelassen hat und die untergetaucht sind. Wie Hussein K. Wenn es heute möglich ist, Daten über Flüchtlinge und Schwerstkriminelle länderübergreifend zu übermitteln, warum wurde genau das nicht schon präventiv 2015 gemacht? Wovor hat die Politik Angst? Offenbar vor weiteren Fällen wie Maria L.