© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/16-01/17 23. Dezember / 30. Dezember 2016

Grüße aus Madrid
Liebe zur Rockmusik
Michael Ludwig

Wenn du die Musik in deinem Körper fühlst, dann bist du einer von uns – ein Rocker!“ Bei diesen Worten strahlen Borjas Augen. Borja ist nicht irgendein aficionado, wie man hier in Spanien zu Fans sagt, sondern einer, der selbst Musik macht und noch dazu ein ganz besonderer: Er ist Mitglied der Gruppe „Motxila 21“, einer Band, die nicht nur die Liebe zu einer speziellen Art von Musik verbindet, sondern auch die gleiche genetische Disposition – das Down-Syndrom.

Dieser Tage konnten Borja und seine Freunde eine besondere Ehrung entgegennehmen. Beim „Internationalen Filmfestival über Behinderung“ in Collado Villalba nahe Madrid wurde der Dokumentarfilm „Motxila 21 Live!“ mit einem Preis ausgezeichnet. Er schildert die neuntägige Tournee der Band durch Großbritannien, deren Höhepunkt ein Auftritt in London war. „Mein Anliegen war es, hinter der Behinderung den Menschen sichtbar zu machen“, erklärte Regisseur Inaki Alforja. Er sei überrascht gewesen über die Freundschaft, die diese Menschen miteinander verbindet, über die Leidenschaft und die Kreativität, zu denen sie fähig sind. Und – natürlich – über ihre Liebe zur Rockmusik. Anlaß für ihren Auftritt in der britischen Hauptstadt war eine Einladung der englischen Rockgruppe „The Autistix“, einer Band, die aus Autisten besteht.

 Bisheriger Höhepunkt der Band: ein Konzert in Madrid vor rund 200.000 Menschen.

Die Erfolgsstory begann vor zehn Jahren in der spanischen Stadt Pamplona. Die ersten Kontakte wurden in einer Hilfsorganisation für Menschen mit dem Down-Syndrom geknüpft. Es fand sich eine Musiklehrerin, die sich dazu bereit erklärte, die Jugendlichen zu unterrichten – Schlagzeug, Trommel, Klarinette, Saxophon. Nach einer langen Zeit des Übens war es schließlich soweit: die Band konnte zum ersten Mal öffentlich auftreten. Sie spielte vor Nachbarn. Verstärkt durch ambitionierte Musiker aus der Umgebung schafften es die zwölf Jugendlichen mit dem Down-Syndrom, ihren Bekanntheitsgrad nach und nach auszuweiten. Bisheriger Höhepunkt: ein Konzert in Madrid vor rund 200.000 Menschen; allerdings muß man hinzufügen, daß in diesem Rahmen auch ein bekannter spanischer Pop-Sänger, David Bisbal, auftrat.

„Motxila 21“ singt Songs in Spanisch, Baskisch, Italienisch und Englisch. In einer Textzeile heißt es: „Wie du haben wir Augen, vielleicht sind die unseren ein wenig klarer, deshalb blicken sie dorthin, wo die Fische schwimmen, die nicht anders fühlen als wir.“